AMK / In Abstimmung mit dem BfArM informieren die Zulassungsinhaber Ondansetron-haltiger Arzneimittel in einem Rote-Hand-Brief über das erhöhte Risiko von Fehlbildungen bei der Anwendung im ersten Drittel der Schwangerschaft (1).
Der selektive, kompetitive Serotonin-5-HT3-Rezeptor-Antagonist wirkt
antiemetisch und ist indiziert bei Kindern und Erwachsenen zur
Behandlung von Übelkeit und Erbrechen, verursacht durch zytotoxische
Chemotherapie und Strahlentherapie (ab sechs Monaten) sowie zur
Vorbeugung und Behandlung von Übelkeit und Erbrechen nach Operationen
(ab einem Monat).
Ondansetron ist in der Schwangerschaft nicht
zugelassen. Verordnungsdaten aus den USA weisen allerdings auf einen
zunehmenden Off-Label-Use bei Schwangeren mit (übermäßigem) Erbrechen
hin. Aufgrund von Ergebnissen aus epidemiologischen Studien wird
vermutet, dass es bei einer Anwendung von Ondansetron im ersten Trimenon
der Schwangerschaft zur Bildung von Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten
beim Fetus kommen kann. In einer Kohortenstudie wurden pro 10000
exponierten Frauen drei zusätzliche Fälle orofazialer Fehlbildung
gefunden: Das absolutes Risiko bei Nicht-Exponierten betrug 11,1 pro
10000, bei Exponierten 14 pro 10000; das adjustierte relative Risiko lag
bei 1,24 (95 %-Konfidenzintervall: 1,03-1,48) (2).
In die
Produktinformationen der Ondansetron-haltigen Fertigarzneimittel werden
nun neben den Ergebnissen der oben genannten Studie folgende Hinweise
aufgenommen:
- Ondansetron sollte nicht im ersten Trimenon der Schwangerschaft eingenommen werden.
- Gebärfähige Frauen sollten eine Schwangerschaftsverhütung in Erwägung ziehen.
Ärzte
sind angehalten Patientinnen vor einer Verordnung des Antiemetikums
über die potentiellen Risiken für den Fetus aufklären und sicherstellen,
dass die Patientinnen diese verstanden haben.
Die AMK bittet
ApotherInnen Patientinnen angemessen zu informieren und Verdachtsfälle
zu Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Ondansetron der
AMK zu melden. /
Quellen
1) BfArM an AMK (E-Mail-Korrespondenz); Rote-Hand-Brief Ondansetron, T:01.10.2019 (13. September 2019)
2) Huybrechts et al.; Association of maternal first-trimester
ondansetron use with cardiac malformations and oral clefts in offspring.
JAMA 2018, (320) 23: 2429-2437.