AMK / Die Firma ViiV Healthcare GmbH informiert in Absprache mit der EMA und dem BfArM mittels Rote-Hand-Brief
über das erhöhte Risiko für Neuralrohrdefekte bei Neugeborenen, deren
Mütter zur Zeit der Konzeption Tivicay® (▼, Dolutegravir), Triumeq® (▼,
Dolutegravir/ Abacavir/ Lamivudin) oder, das seit Juni 2018 in
Deutschland vermarktete, Juluca® (▼, Dolutegravir/ Rilpivirin)
angewendet haben. Dolutegravir hemmt die Integrase des humanen
Immundefizienzvirus (HIV).
Im Rahmen einer Analyse der
Tsepamo-Studie, einer Anwendungsbeobachtung in Botswana, wurden
insgesamt 4 Fälle von Neutralrohrdefekten aus einer Gruppe von 426
Neugeborenen registriert, wenn Frauen Dolutegravir einnahmen. Dies
entspricht einer Inzidenz von circa 0,9 % im Vergleich zu etwa 0,1 %,
wenn Mütter andere antiretrovirale Pharmakotherapien zur Zeit der
Konzeption erhielten.
Die Zulassungsinhaber Dolutegravir-haltiger Arzneimittel empfehlen daher folgende Maßnahmen:
- Bei
Frauen im gebärfähigen Alter sollte vor Beginn einer Therapie mit
Dolutegravir mittels Schwangerschaftstest eine bestehende
Schwangerschaft ausgeschlossen werden.
- Frauen im
gebärfähigen Alter, die Dolutegravir einnehmen, sollten während der
gesamten Behandlung eine wirksame Verhütungsmethode anwenden. Sollte es
dennoch zu einer Schwangerschaft kommen und diese im ersten Trimester
festgestellt werden, wird, falls verfügbar, ein Wechsel zu einer
geeigneten antiretroviralen Alternativtherapie empfohlen.
- Frauen mit Kinderwunsch sollten kein Dolutegravir erhalten.
Nähere Informationen sind dem Rote-Hand-Brief zu entnehmen. Die Fachinformationen der betroffenen Präparate werden aktualisiert.
ApothekerInnen
werden gebeten, belieferte Institutionen und verordnende Ärzte
angemessen zu informieren. Betroffenen Patienten ist Rücksprache mit dem
behandelnden Arzt zu empfehlen.
Die AMK bittet, unerwünschte
Arzneimittelwirkungen unter der Therapie mit Dolutegravir unter
www.arzneimittelkommission.de zu melden. /
Quellen
ViiV
Healthcare an AMK (Email-Korrespondenz): Rote-Hand-Brief zu Tivicay
(Dolutegravir), Triumeq (Dolutegravir/ Abacavir/ Lamivudin) oder Juluca
(Dolutegravir/ Rilpivirin): Berichte über Neuralrohrdefekte bei
Neugeborenen von Frauen, die zur Zeit der Konzeption Dolutegravir
eingenommen haben. (01. Juni 2018)