AMK / Das PEI informiert derzeit über das im Juni gestartete
europäische Risikobewertungsverfahren zu dem monoklonalen Antikörper
Daclizumab (Zinbryta®) durch den PRAC (1). Der zentral
zugelassene Interleukin-2-Rezeptor-Antagonist wird seit Juli 2016 zur
Behandlung von Erwachsenen mit schubförmiger multipler Sklerose (MS)
eingesetzt. Mit einem Ergebnis der Bewertungen des PRAC ist im September
2017 zu rechnen.
Das Verfahren wurde gestartet, nachdem eine Patientin aus Deutschland
im Rahmen einer Observationsstudie vier Injektionen zu je 150 mg
Daclizumab erhielt und an den Folgen eines akuten Leberversagens
verstarb, obwohl sie vorschriftsmäßig hinsichtlich der Leberenzyme und
des Bilirubinwertes monatlich kontrolliert worden war (2,3).
Der erste PSUR (periodic safety update report) von Daclizumab im
Zeitraum von Mai 2016 bis November 2016 listet insgesamt vier Fälle
schwerer Leberschädigungen. In klinischen Studien waren bei einem
Prozent der Patienten schwerwiegende Ereignisse aufgetreten,
einschließlich Autoimmunhepatitis, Hepatitis und Ikterus. Ein Patient
erhielt nach einer geplanten Therapiepause in einer klinischen Studie
die zweifach erhöhte Menge der zugelassenen Dosis von Daclizumab und
entwickelte daraufhin eine Autoimmunhepatitis mit tödlichem Ausgang.
In der Fachinformation von Zinbryta wird daher beschrieben, dass bei
der Anwendung von Daclizumab erhöhte Serumtransaminasen sowie schwere
Leberschädigungen beobachtet wurden. Auch wird empfohlen, dass
Serumtransaminasen und Bilirubinwerte vor Beginn der Therapie, monatlich
während der Behandlung sowie bis vier Monate nach Absetzen von
Daclizumab überprüft werden sollten. Bei Erhöhung der Werte sollte die
Therapie unterbrochen beziehungsweise abgebrochen werden.
Das PEI rät Behandlern daher, mit Daclizumab therapierte Patienten
engmaschig zu überwachen und diese über das Risiko sowie erste Symptome
einer Leberschädigung aufzuklären. Apotheker sollten nach Auffassung der
AMK Patienten ebenfalls angemessen beraten und empfehlen den
behandelnden Arzt unverzüglich aufzusuchen, wenn sich Symptome zeigen,
die auf eine Lebererkrankung hinweisen: Übelkeit, Erbrechen,
Bauchschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, gelbliche Verfärbung der
Haut und der Lederhaut des Auges sowie dunkler Urin.
Die AMK bittet Apotheken Verdachtsfälle unerwünschter Wirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Daclizumab an www.arzneimittelkommission.de zu melden. /
Quellen- PEI;
Europäische Arzneimittelagentur startet Schiedsverfahren bezüglich
Zinbryta (Daclizumab). www.pei.de - Vigilanz (Zugriff am 20. Juni 2017)
- EMA;
EMA reviews multiple sclerosis medicine Zinbryta. www.ema.europa.eu -
Find medicine - Human medicines - Referrals (Zugriff am 20. Juni 2017)
- EMA; Zinbryta Article-20 referral – Notification. www.ema.europa.eu - Find medicine - Human medicines - Referrals (9. Juni 2017)