AMK / Die AkdÄ berichtete über eine 62-jährige Patientin mit
metastasiertem nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom, die 20 Tage nach
einer einmaligen Nivolumabgabe eine Agranulozytose mit neutropenem
Fieber entwickelte. Nach vier Wochen stationärer Behandlung konnte die
Patientin wieder in den ambulanten Bereich entlassen werden. Die AMK
berichtete bereits zu Agranulozytose-Verdachtsfällen unter der Therapie
mit Checkpoint-Inhibitoren (siehe PZ 05/2017, Seite 88).
Die Patientin, bei der zirka zwei Jahre vor der Agranulozytose ein
nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom diagnostiziert wurde, erhielt in
diesem Zeitraum bereits zwei Behandlungen mit verschiedenen
Chemotherapeutika.
Da unter der letzten Erhaltungstherapie ein erneutes Tumorwachstum
festgestellt wurde, erfolgte die einmalige systemische Gabe des
monoklonalen Antikörpers Nivolumab (3 mg/kg Körpergewicht). Der humane
Antikörper zählt zur Gruppe der Checkpoint-Inhibitoren, die sogenannte
Programmed-Cell-Death(PD)-1-Rezeptoren unter anderem auf T- und B-Zellen
blockieren, wodurch die T-Zell-vermittelte Tumorabwehr verstärkt wird.
Im konkreten Fall war zunächst innerhalb von 20 Tagen nach
Nivolumab-Gabe ein Abfall der Leukozyten und nach weiteren 14 Tagen eine
schwere Leukopenie mit Agranulozytose festgestellt worden. Die
Patientin hatte zu diesem Zeitpunkt hohes Fieber und eine viral bedingte
Mundfäule (Stomatitis aphthosa). Nach stationärer Aufnahme der
Patientin erfolgte eine antibiotische und antivirale Therapie sowie eine
über 2-wöchige Gabe von Filgrastim. Da der Verdacht einer schweren
immunvermittelten Nebenwirkung von Nivolumab bestand, wurde zusätzlich
Prednisolon verabreicht, bis sich die Leukozytenzahl nach mehr als 14
Tagen normalisierte.
Die Bewertung des Falls ergab, dass Nivolumab eine Agranulozytose auslösen kann.
Die
AMK bittet Apotheken, Patienten mit Fieber, Halsschmerzen und
Entzündungen der Mundschleimhaut unter Berücksichtigung ihrer Medikation
eine Agranulozytose in Betracht zu ziehen sowie entsprechend zu
beraten. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen unter den
Checkpoint-Inhibitoren Nivolumab, Pembrolizumab und Ipilimumab sollten
unter Angabe des zugelassenen Arzneimittelnamens und der
Chargenbezeichnung, was insbesondere für Biologicals bedeutsam ist,
unter www.arzneimittelkommission.de berichtet werden. /
Quellen- Arzneimittelkommission
der deutschen Ärzteschaft; »Aus der UAW-Datenbank«, Agranulozytose mit
neutropenem Fieber unter Nivolumab. Dtsch. Ärztebl. 2017, (114) 21:
A1074-5