AMK / Im Deutschen Ärzteblatt vom 19. Mai 2017 informiert die AkdÄ
über aktualisierte Vorsichtsmaßnahmen zur Minimierung des Risikos für
ein Propofolinfusionssyndrom (PRIS, [1]). Über diese seltene, aber
schwere Nebenwirkung hatte die AMK bereits Anfang 2005 berichtet (PZ
02/2005, Seite 74).
Folgende Symptome sind charakteristisch für das PRIS:
- schwere metabolische Azidose,
- Herzrhythmusstörungen/Herzversagen,
- Rhabdomyolyse,
- Nierenversagen und
- Hypertriglyceridämie.
Die Letalität bei den in der Literatur beschriebenen Fällen
beträgt im Mittel 50 %. Das PRIS ist assoziiert mit Erkrankungen, die
eine längere Gabe (> 48 h) des Narkotikums erforderlich machen. Als
weiterer Risikofaktor gilt zudem eine hohe Dosierung von > 4 mg/kg/h.
Diesbezüglich sind wiederholte, zusätzliche Bolusgaben, die zur
Überschreitung der Maximaldosierung führen können, kritisch.
Da die Symptome zu Beginn vor allem durch die Inhibierung der
Atmungskette und später, nach längerer Gabe, durch die Hemmung der
Fettsäureoxidation verursacht werden, scheinen Mitochondrien funktionell
beteiligt zu sein.
Die AkdÄ rät zu folgenden, hier verkürzt wiedergegebenen, Vorsichtsmaßnahmen:
- Kinder, ab einem Monat bis zum Vorschulalter, benötigen
eine höhere Initialdosierung als Erwachsene, nach zirka einer Stunde ist
eine deutliche Dosisreduktion erforderlich.
- Nach 48 Stunden
soll die Indikation zur Propofol-Sedierung hinterfragt und auf jeden
Fall eine Dosisreduktion in Erwägung gezogen werden.
- Bei
Anwendung im intensivmedizinischen Bereich sollen täglich mehrfach
Laktatspiegel und mindestens einmal täglich die Kreatinkinase-Werte
bestimmt werden.
- Laktaterhöhungen sowie kardiale Dysfunktion
und EKG-Veränderungen können ein Hinweis auf ein PRIS sein und sollten
bei Ausschluss alternativer Ursachen zur Beendigung der Propofol-Zufuhr
führen.
- Bei Patienten mit Mitochondriopathie (Krankheitsgruppe,
die auf Funktionsstörung verschiedener Stoffwechselprozesse in den
Mitochondrien beruhen) oder mit ungeklärten Fettstoffwechselstörungen
sollten Alternativen zur Propofol-Sedierung, wie Clonidin,
Dexmedetomidin oder Midazolam, erwogen werden.
Die AMK bittet Apotheken Verdachtsfälle unerwünschter Wirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung von Propofol an www.arzneimittelkommission.de zu melden. /
Quellen- Arzneimittelkommission
der deutschen Ärzteschaft; Propofolinfusionssyndrom – Empfehlungen für
eine erhöhte Sicherheit. Dtsch. Ärztebl. 2017, (114) 20: A1018-9