AMK / Im Rahmen eines europäischen Risikobewertungsverfahrens
informiert nun der CHMP über das erhöhte Risiko von Amputationen der
unteren Extremitäten (vorwiegend der Zehen) bei Typ-2-Diabetikern, die
mit den Natrium-Glukose-Kotransporter 2 (SGLT2)-Inhibitoren
Canagliflozin, Empagliflozin oder Dapagliflozin behandelt werden (1).
Die Fachinformation der betroffenen, europäisch zugelassenen Mono- und
Kombinationspräparate (Forxiga®, Jardiance®, Xigduo®) wird um das Risiko von Zehenamputationen erweitert. Bei Canagliflozin (Invokana®, Vokanamet®),
das in Deutschland nicht mehr vertrieben wird, wird zudem die
Amputation der unteren Extremitäten, mit einer Häufigkeit von 1 bis 10
Patienten von 1000, als Nebenwirkung gelistet.
Der CHMP folgte somit der Empfehlung des PRAC vom Februar 2017,
nachdem das Verfahren im April 2016 zunächst zu Canagliflozin
eingeleitet und im Verlauf auf die ganze Wirkstoffklasse erweitert
wurde. Anhand klinischer Daten zu Canagliflozin warnte der PRAC, dass
schlecht eingestellte Diabetespatienten mit bestehenden Problemen des
Herzens sowie der Blutgefäße einem erhöhten Risiko von Infektionen und
Geschwüren ausgesetzt sind, die zu Amputationen führen können. Obwohl
gleichlautende Ergebnisse zu Empagliflozin und Dapagliflozin derzeit
noch fehlen, ist nicht auszuschließen, dass auch hier ein
vergleichbares Risiko von Zehenamputationen besteht, zumal der zugrunde
liegende Mechanismus für die Risikoerhöhung noch nicht geklärt ist.
Weitere Studiendaten von Canagliflozin, Empagliflozin und Dapagliflozin
werden erwartet.
Ärzte und Apotheker sollten mit SGLT2-Inhibitoren behandelte
Patienten verstärkt zu einer präventiven medizinischen Fußpflege raten.
Bei Schmerzen der Füße oder Auffälligkeiten, wie Verletzungen oder
Hautverfärbungen, ist umgehend der behandelnde Arzt zu konsultieren. Es
kann erwogen werden die Behandlung mit Canagliflozin abzubrechen, wenn
sich Infektionen, Gangrän, Osteomyelitis oder Ulzerationen an den
unteren Extremitäten entwickeln, die einer Amputation vorausgehen
können.
Die Stellungnahme des CHMP wird der Europäischen Kommission
vorgelegt, damit ein endgültiger, für alle Mitgliedsstaaten der EU
geltender, rechtsverbindlicher Durchführungsbeschluss erlassen wird.
Quellen- EMA; SGLT2 inhibitors: information on potential risk of toe amputation to be included in prescribing information. www.ema.europa.eu -> document library -> reference numbers: EMA/118223/2017 (24. Februar 2017)