AMK / Die AkdÄ warnte auf Basis eines Spontanberichtes mit tödlichem
Ausgang, Berichten aus der Literatur und Auswertungen des
Giftinformationszentrums Erfurt vor versehentlichen Überdosierungen
mit Colchicin-haltigen Tropfen (1). Dies nimmt die AMK zum Anlass, um
über die korrekte Anwendung des Arzneimittels zu informieren.
Das Gichtmittel ist zugelassen zur Therapie des akuten
Gichtanfalls und bedarf, wegen seiner engen therapeutischen Breite,
einer besonders intensiven Aufklärung und Überwachung. Das
Dosierungsschema ist komplex: Einer Initialdosis von 1 mg (50 Tropfen)
folgt eine ein- bis zweistündliche Gabe von 0,5 bis 1,0 mg bis zum
Abklingen der Schmerzen. Innerhalb von 24 h und pro Gichtanfall dürfen
nicht mehr als 400 (8 mg) beziehungsweise 600 Tropfen (12 mg)
eingenommen werden (2). Sehr häufig (≥ 10 %) treten bei Einnahme höherer
therapeutischer Dosen gastrointestinale Symptome auf, die wie das
Abklingen der Schmerzen als klinisches Zeichen einer ausreichenden
individuellen Dosierung zu werten sind. Bei Durchfällen ist die Therapie
mit dem ethanolischen Herbstzeitlosen-Extrakt sofort zu beenden.
Gegenanzeigen für die Anwendung und damit Risikofaktoren für eine Intoxikation mit dem Colchicin sind:
- verminderte Leber- und/oder insbesondere Nierenfunktion,
- die gleichzeitige Therapie mit CYP3A4-Inhibitoren oder
- P-Glycoprotein-Inhibitoren (zum Beispiel: Azol-Antimykotika, Makrolid-Antibiotika, HIV-Protease-Hemmer, Ciclosporin, Chinidin).
Aber auch exaktes Dosieren ist wichtig: Die Tropfflaschen
enthalten ausschließlich Zentraltropfer und müssen daher zur Entnahme
senkrecht nach unten gehalten werden.
Patienten, denen eine 100 ml-Flasche verordnet wurde, könnten einem
zusätzlichen Risiko ausgesetzt sein (1). Zum einen genügt der Inhalt
für mehrere Anfallsbehandlungen und zum anderen kann die erneute
Anwendung vollständig in den Händen des Patienten liegen, selbst dann,
wenn neue Risikofaktoren hinzugetreten sind. Die AMK ist wie die AkdÄ
der Ansicht, dass eine versehentliche Überdosierung bei den ebenfalls
erhältlichen Colchicin-haltigen Tabletten geringer ist.
Die AMK bittet Apotheken, bei der Abklärung von Risikofaktoren für
eine Colchicin-Intoxikation mitzuhelfen, sowie Patienten zur Dosierung
und zu Anzeichen einer Intoxikation aufzuklären. Außerdem sollte auf die
sichere Aufbewahrung Colchicin-haltiger Arzneimittel bei der Abgabe
hingewiesen werden.
Spontanberichte können helfen, relevante Risikofaktoren für
Medikationsfehler im Umgang mit Colchicin-haltigen Arzneimitteln zu
identifizieren, daher bittet die AMK in diesem Zusammenhang um Ihre
Unterstützung. /
Quellen- AkdÄ; »Aus der UAW-Datenbank«, Akzidentelle Überdosierung von Colchicin mit Todesfolge. Deutsches Ärzteblatt, 114, 3: A96-A97
- Johannes Bürger Ysatfabrik GmbH; Colchysat Bürger Flüssigkeit; Fachinformation (Stand: November 2013)