AMK / Die AkdÄ informiert im Deutschen Ärzteblatt über eine
fulminante Myokarditis mit akuter kardialer Dekompensation nach
Erstgabe von Adalimumab (Humira®) bei Colitis ulcerosa. Ein
22 Jahre alter Patient mit einem akuten Schub einer Colitis ulcerosa
entwickelte eine Woche nach erstmaliger subkutaner Gabe von 160 mg
Adalimumab eine lymphozytäre Myokarditis.
Der ansonsten gesunde
Patient, ohne Hinweise auf Alkohol und Drogenabusus in der Anamnese,
wurde mit täglich 4,5 g Mesalazin und 40 mg Prednisolon per os
behandelt. Aufgrund des ungenügenden Behandlungserfolges erhielt er
eine Induktionsdosis von 160 mg des
Tumornekrosefaktor-alfa(TNF-α)-Antikörpers und entwickelte acht Tage
später im häuslichen Umfeld eine Synkope. Diagnostisch wurden Hebungen
im EKG und erhöhte Serumwerte für Kreatinkinase und Troponin
festgestellt.
Da die myokardiale Auswurffraktion statt 60–70 Prozent nur
sechs Prozent betrug, wurde eine maximale intensivmedizinische Betreuung
nötig. Nach weiteren acht Tagen konnte eine leichte Verbesserung der
Auswurffraktion, die 20 Prozent betrug, festgestellt werden. Nach der
kardiologischen Rehabilitation erfolgte die Weiterbehandlung mit
Mesalazin und Prednisolon.
Histologische Untersuchungen des Myokards
ergaben unter Berücksichtigung einer begrenzten Anzahl von Viren keinen
Anhaltspunkt für eine virale Myokarditis als alternative Ursache.
Auffällig waren zahlreiche Lymphozyten, die das Myokard infiltriert
hatten. Der ursächliche Zusammenhang wird durch Parallelen zu einem
anderen publizierten Fallbericht untermauert.
In der Fachinformation von Humira wird eine dekompensierte
Herzinsuffizienz als »gelegentliche« Nebenwirkung aufgeführt; Adalimumab
ist bei Patienten mit NYHA Klasse III/V kontraindiziert. Unklar ist
die Bedeutung von TNF-α, das im Serum bei Patienten mit
fortgeschrittener Herzinsuffizienz erhöht ist. Die Antagonisierung mit
TNF-α-Antikörpern jedenfalls scheint das Risiko für eine
Herzinsuffizienz gering zu erhöhen.
Laut AkdÄ wirft der aktuelle Fall auch die Frage auf, ob die – im
Vergleich zu anderen Indikationen – hohe Initialdosis Adalimumab im
Rahmen der Therapie von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen mit
einem erhöhten Risiko für kardiale Nebenwirkungen bei zuvor Herzgesunden
einhergeht.
Die AMK bittet Apotheken Verdachtsfälle unerwünschter
Arzneimittelwirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung von
TNFα-Inhibitoren unter www.arzneimittelkommission zu melden. /
Quellen- AkdÄ;
Aus der UAW-Datenbank, Fulminante Myokarditis mit akuter kardialer
Dekompensation nach Erstgabe von Adalimumab (Humira) bei Colitis
ulcerosa. Deutsches Ärzteblatt 2016; 113(14): A687-688