Das BfArM informiert darüber, dass aus Deutschland bislang insgesamt
neun Fälle einer PML in Zusammenhang mit der Anwendung von Fumaderm
® und zusätzlich drei Fälle in Zusammenhang mit der Anwendung von Tecfidera
®
gemeldet wurden, welche ohne Hinweis auf andere immunsuppressive
Erkrankungen oder Therapien auftraten. Vor dem Hintergrund
entsprechender Fallberichte wurde 2014 ein europäisches Signalverfahren
und ein Worksharing-Variation-Verfahren zu Dimethylfumarat-haltigen
Arzneimitteln zwecks Anpassung der Produktinformationen auf europäischer
Ebene gestartet und mit Empfehlungen des CHMP über umfangreiche
Aktualisierungen der Produktinformation im Oktober 2015 abgeschlossen
(1).
Die in die Fach- und Gebrauchsinformation neu aufzunehmenden
Hinweise zur Minimierung des Risikos einer PML bei Patienten, die mit
dem Multiple-Sklerose-Arzneimittel Tecfidera® (Dimethylfumarat)
beziehungsweise mit dem Antipsoriatikum Fumaderm (Gemisch aus
Dimethylfumarat und Ethylhydrogenfumarat in Form verschiedener Salze)
behandelt werden, beinhalten weiterführende klinische und laborchemische
Überwachungsmaßnahmen (2), wobei sich die Hinweise/Empfehlungen für
Tecfidera und Fumaderm unterscheiden.
Dazu gehört unter anderem vor Beginn einer Therapie mit Tecfidera
eine Blutuntersuchung mit Bestimmung der Lymphozytenzahl sowie
innerhalb der ersten drei Monate eine MRT-Untersuchung. Die Bestimmung
der Lymphozytenzahl sollte während der Arzneimitteltherapie im Abstand
von drei Monaten wiederholt werden und in bestimmten Fällen noch
engmaschiger erfolgen. Wenn die Lymphozytenzahl unter Tecfidera für
länger als sechs Monate unter 0,5 x 109/Liter sinkt, ist eine
individuelle Risiko-Nutzenprüfung vor einer Fortsetzung der Therapie
angezeigt. Wenn die Therapie bei MS-Patienten mit schwerer, anhaltender
Lymphopenie fortgesetzt werden soll, so sind diese Patienten
laborchemisch wie auch auf Anzeichen neurologischer Dysfunktionen
(motorische Dysfunktionen, kognitive oder psychiatrische Symptome) zu
überwachen. Bei Verdacht auf eine PML ist die Therapie mit Tecfidera®
sofort abzubrechen.
Vor einer Therapie mit Fumaderm sollte ebenfalls eine
Blutuntersuchung mit Bestimmung der Lymphozytenzahl stattfinden und
unter einer Behandlung alle vier Wochen wiederholt werden. Sollte die
Lymphozytenzahl unter 0,7 x 109/Liter sinken, ist die Fumaderm®-Dosis zu
halbieren; bleibt die Lymphozytenzahl auch im nächsten follow-up-check
nach vier Wochen unverändert erniedrigt, sollte die Therapie abgebrochen
werden, da ein PML-Risiko bei anhaltend verminderter Lymphozytenzahl
unter 0,7 x 109/Liter nicht ausgeschlossen werden kann. Bei einer
Lymphozytenzahl unter 0,5 x 109/Liter muss die Therapie mit Fumaderm
abgebrochen werden.
Diese CHMP-Empfehlungen wurden der EU-Kommission
übermittelt, die über einen bindenden Beschluss für die Mitgliedsstaaten
entscheidet. Das BfArM kündigt hierzu weitere Informationen als
Rote-Hand-Brief an. /
Quellen- BfArM; Dimethylfumarat-haltige Arzneimittel (Tecfidera®, Fumaderm®) und progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML): Abschluss des Worksharing-Variation-Verfahrens. www.bfarm.de --> Arzneimittel --> Pharmakovigilanz --> Risikoinformationen --> Weitere Arzneimittelrisiken (26. Oktober 2015)
- EMA; Updated recommendations to minimise the risk of the rare brain infection PML with Tecfidera®. www.ema.europa.eu --> EMA/627077/ 2015 (23. Oktober 2015)