AMK/ZL / Metformin ist ein orales Antidiabetikum aus der Gruppe der
Biguanide. Aufgrund der Abspaltung von Aminogruppen können
Metformin-haltige Arzneimittel einen charakteristischen Eigengeruch
aufweisen. Dieser kann bereits in sehr geringen Konzentrationen als
unangenehmer Geruch und Geschmack wahrgenommen werden (1, 2).
Eine
Analyse der AMK für den Zeitraum 2021 bis 2023 weist insgesamt 273
Spontanberichte zu Metformin-haltigen Arzneimitteln (Mono- und
Kombipräparate) aus Apotheken auf. Vorwiegend wurde der Geruch der
betroffenen Präparate beanstandet: In 113 Fällen wurde über einen u. a.
„penetranten“, „widerlichen“ bzw. „fischigen“ Geruch berichtet. Davon
traten in 41 Fällen Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen auf, die
vereinzelt zu einer Therapieunterbrechung führten. Die der AMK
vorliegenden Stellungnahmen betroffener Hersteller weisen auf den
typischen Amin-Geruch des Wirkstoffs hin. Dieser Geruch sei
produkttypisch und stehe daher nicht in Zusammenhang mit einem
Qualitätsmangel (3, 4).
Im Auftrag der AMK hat das
Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker e. V. (ZL) eine Untersuchung
jeweils einer Charge von elf Metformin-haltigen Monopräparaten
verschiedener Generikaanbieter durchgeführt. Der Geruch der
Filmtabletten wurde direkt nach dem Ausblistern untersucht und gemäß Ph.
Eur., Ziffer 2.3.4 (die Tabletten liegen 15 Minuten offen), beurteilt.
Die Prüfung wurde von drei Testpersonen unabhängig durchgeführt.
Keines
der untersuchten Präparate wurde direkt nach dem Öffnen des Blisters
von allen Personen als geruchsfrei bewertet. Die Gerüche wurden als
fischig (aminartig), nach Lösemittel oder rauchig beschrieben. Die
Präparate der 1 A Pharma GmbH und Hexal AG wurden von den Testpersonen
sowohl direkt nach dem Ausblistern als auch 15 Minuten später als am
stärksten riechend beurteilt. Dies korreliert auch mit der Anzahl an
Spontanberichten an die AMK; Meldungen zum Geruch liegen
überproportional häufig zu den Präparaten von 1 A Pharma und der Hexal
AG vor.
Neben der subjektiven Wahrnehmung von Gerüchen scheint
somit auch die Galenik der Arzneiformen der jeweiligen Anbieter einen
Einfluss darauf zu haben, wie stark der inhärente Geruch wahrgenommen
wird.
Die AMK bittet daher Apothekerinnen und Apotheker,
Patienten, die einen unangenehmen Geruch bei Metformin-haltigen
Arzneimitteln beklagen, angemessen hinsichtlich der Hintergründe zu
informieren und auf die Risiken eines eigenmächtigen Absetzens des
Arzneimittels hinzuweisen. Sollte ein „Auslüften“ der Tabletten nach dem
Ausblistern oder die Einnahme während des Essens nicht zur Besserung
der Einnahmetreue beitragen, kann ein Herstellerwechsel erwogen werden,
ggf. unter Angabe pharmazeutischer Bedenken (Sonder-PZN) mit einer
Begründung wie z. B. „Geruch/Non-Adhärenz“.
Ungewöhnliche Gerüche
von Arzneimitteln, die mit unerwünschten Wirkungen bei betroffenen
Patienten im Zusammenhang stehen, sind bitte über das UAW-Formular an
die AMK zu melden. Nur so lassen sich wichtige patientenindividuelle
Faktoren angemessen dokumentieren und beurteilen. /
Quellen
1) 1 A Pharma GmbH; Gebrauchsinformation Metformin 1000 - 1 A Pharma, Stand: September 2023.
2) Hexal AG; Gebrauchsinformation Metformin HEXAL 1000 mg Filmtabletten, Stand: September 2023.
3) Zentiva Pharma GmbH an AMK; Abschlussbericht zu Ihrer Reklamation (13. Oktober 2023)
4) Dexcel Pharma GmbH an AMK; WG: MU _DE-AMK 266854 (12. September 2023)