AMK / Die Firma Fresenius Kabi Deutschland GmbH informiert in
Abstimmung mit dem BfArM mittels Rote-Hand-Brief über Änderungen der
Gegenanzeigen von Hydroxyethylstärke (HES)-haltigen Infusionslösungen
sowie zu Änderungen zum implementierten Programm des kontrollierten
Zugangs (Controlled Access Program, CAP).
HES-haltige
Infusionslösungen wurden bereits mehreren Bewertungen ihres
Nutzen-Risiko-Verhältnisses unterzogen aufgrund der Risiken erhöhter
Nephrotoxizität und Sterblichkeit bei kritisch kranken Patienten im
Zusammenhang mit einer Off-Label-Anwendung. HES-haltige
Infusionslösungen sind künstliche Kolloide für den Volumenersatz. Diese
sind für die Behandlung von Hypovolämie aufgrund von akutem Blutverlust
indiziert, wenn Kristalloide allein als nicht ausreichend angesehen
werden.
Die AMK berichtete mehrfach zu den
Risikobewertungsverfahren zu HES-haltigen Arzneimitteln; letztmalig 2022
über die Entscheidung der Europäischen Kommission zum vorläufigen Ruhen
der Zulassungen (siehe Pharm. Ztg. 2022 Nr. 27, Seite 71). Diese
Anordnung sollte in Deutschland erst nach einem Übergangszeitraum von 18
Monaten umgesetzt werden.
Laut Rote-Hand-Brief hat das BfArM nun
entschieden, das Ruhen der Zulassungen HES-haltiger Infusionslösungen
wieder aufzuheben. Grund hierfür sind Ergebnisse zweier Studien
(PHOENICS- und TETHYS), die hinsichtlich der Patientensicherheit und
primärer Endpunkte keine Unterlegenheit von HES gegenüber anderen
kristalloiden Infusionslösungen zeigten.
Ärzte und Apotheker
sollen daher über weitere Maßnahmen, die zur Minimierung der Risiken
HES-haltiger Arzneimittel ergriffen werden, informiert werden. So wird
weiterhin hervorgehoben, dass sich strikt an die bestehenden
Beschränkungen, insbesondere die Gegenanzeigen, zu halten ist.
HES-haltige Infusionslösungen sollen nicht eingesetzt werden, wenn kein
akuter Blutverlust vorliegt (Prophylaxe). Dies gilt auch für die
Vorbereitung der Herz-Lungen-Maschine auf die extrakorporale Zirkulation
bei herzchirurgischen Patienten sowie für die Vorbeugung der Hypotonie
bei Frauen, die sich einem Kaiserschnitt unterziehen.
Bestehende
Inhalte in den Produktinformationen von HES-haltigen Infusionslösungen
im Zusammenhang mit der Verwendung bei Frauen, die sich einem
Kaiserschnitt unterziehen, werden entfernt. Auch das Programm für den
kontrollierten Zugang (CAP) wird hinsichtlich der genannten
Gegenanzeigen angepasst. Dies betrifft u.a. die verbindlichen, jährlich
zu wiederholenden Schulungen und die eingeführte Verpflichtungserklärung
sowie die Einführung eines Bestätigungsschreibens für Apotheker, die
HES-haltige Arzneimittel bestellen und hierin bestätigen müssen, dass
diese nur an akkreditierte Krankenhausabteilungen/-institutionen (z. B.
Anästhesiologie und Notfallmedizin) abgegeben werden.
Laut
Rote-Hand-Brief werden die betroffenen Zulassungsinhaber den Link zu den
neuen Dokumenten, wie dem neuen Bestätigungsschreiben für Apotheker,
ihren Kunden zur Verfügung stellen. Weitere Informationen können dem Rote-Hand-Brief entnommen werden.
Die
AMK bittet Apothekerinnen und Apotheker, belieferte Institutionen
angemessen zum Sachverhalt zu informieren und Risiken bei der Anwendung
von HES-haltigen Arzneimitteln unter www.arzneimittelkommission.de zu
melden. /
Quellen
BfArM; Rote-Hand-Brief zu
Hydroxyethylstärke (HES)-haltigen Infusionslösungen: Maßnahmen zur
Minimierung von Risiken im Zusammenhang mit der Off-Label-Anwendung.
www.bfarm.de → Arzneimittel → Pharmakovigilanz → Risikoinformationen →
Rote-Hand-Briefe und Informationsbriefe (Zugriff am 21. November 2023)