AMK / Die Firma Grünenthal GmbH informiert mittels
Informationsschreiben in Abstimmung mit der Bezirksregierung Köln über
eine mögliche mikrobielle Verunreinigung bestimmter Chargen von Palexia
(Tapentadol) 20 mg/ml Lösung zum Einnehmen (1, s. Chargenrückruf).
Das dual wirkende Schmerzmittel ist zugelassen für die Behandlung mäßig
starker bis starker, akuter Schmerzen bei Kindern ab 2 Jahren mit einem
Körpergewicht über 16 kg und bei Erwachsenen, die nur mit
Opioidanalgetika angemessen behandelt werden können.
Im Rahmen von routinemäßigen Stabilitätsuntersuchungen wurde eine mögliche mikrobielle Verunreinigung mit Burkholderia contaminans
festgestellt. Das gram-negative Bakterium hat ein Potential zur
Resistenzentwicklung und kann insbesondere bei Patienten mit
Immunschwäche zu schweren Infektionen bis hin zur Sepsis führen. Burkholderia spec.
wurden mit schwerwiegenden Infektionen im Zusammenhang mit
kontaminierten Medikamenten in Verbindung gebracht und führen
gelegentlich zu Rückrufen (2, AMK-Nachrichten).
Patienten, die mit
Palexia® 20 mg/ml Lösung zum Einnehmen der im Chargenrückruf genannten
Chargen behandelt werden, dürfen diese Chargen laut Firma nicht weiter
verwenden. Die AMK erinnert jedoch daran, dass nach einem abrupten
Absetzen der Behandlung mit Tapentadol Entzugssymptome auftreten können.
Die AMK bittet ApothekerInnen zunächst um Überprüfung des Bestands auf
Packungen mit im Chargenrückruf genannten Chargen. Stoppen Sie bitte
sofort die weitere Abgabe betroffener Packungen und stellen Sie diese
unter Quarantäne. Dann bittet die AMK darum, auf Basis der
BtM-Dokumentation alle Patienten, an die ab dem 27. Januar 2020 mit
Palexia 20 mg/ml Lösung zum Einnehmen (100 und 200 ml) abgegeben wurde,
zu identifizieren und umgehend angemessen zu informieren. Klären Sie
bitte mit den Patienten die Chargenbezeichnung. Bitten Sie Patienten mit
betroffenen Palexia-Chargen unverzüglich Rücksprache mit ihrem
verordnenden Arzt aufzunehmen, damit dieser eine nicht betroffene Charge
ggf. verordnen kann.
Eine Weiterbehandlung betroffener
Patienten kann mit Palexia 20 mg/ml Lösung zum Einnehmen der Chargen
01634R und 01635R (beide mit einer Packungsgröße zu 200 ml) erfolgen.
Diese Chargen sind nicht von der Kontamination betroffen.
Die AMK
bittet KrankenhausapothekerInnen Packungen mit betroffenen Chargen von
belieferten Stationen und Institutionen unverzüglich einzusammeln.
Weitere Informationen können dem Chargenrückruf zu Palexia sowie dem Anschreiben an Klinik(-versorgende)- und öffentliche Apotheken entnommen werden.
Arzneimittelrisiken im Zusammenhang mit der Anwendung von
Tapentadol-haltigen Arzneimitteln, worunter auch
Arzneimittel-assoziierte Infektionen und Infektionsausbrüche zählen,
sind bitte unter www.arzneimittelkommission.de zu melden. /
Quellen
1) Grünenthal GmbH (E-Mail-Korrespondenz); Rückruf Palexia 20 mg/ml
Lösung zum Einnehmen - Bitte um Veröffentlichung in DAZ/PZ. (29. Januar
2020)
2) Schaefers MM.; Regulation of virulence by two-component
systems in pathogenic Burkholderia. Infect Immun. 2020 88:e00927-19.