AMK / Die Zulassungsinhaber Fluorchinolon-haltiger Arzneimittel zur systemischen und inhalativen Anwendung informieren mittels Rote-Hand-Brief in Abstimmung mit der EMA und dem BfArM über das Risiko einer Herzklappenregurgitation/-insuffizienz.
Die Breitbandantibiotika werden gegen bestimmte, auch
lebensbedrohliche, bakterielle Infektionen eingesetzt. Da es zu
schwerwiegenden und langanhaltenden Nebenwirkungen bei der Anwendung
kommen kann, ist ihre Anwendung beschränkt (siehe Pharm. Ztg. 2018 Nr.
44, Seite 109 und Pharm. Ztg. 2019 Nr. 15, Seite 110).
Eine
epidemiologische Studie zeigte bei Patienten mit systemischer
Fluorchinolon-Therapie ein etwa zweifach erhöhtes Risiko für eine
Mitral- und Aortenklappenregurgitation/-insuffizienz im Vergleich zu
Patienten, die andere Antibiotika (Amoxicillin oder Azithromycin)
einnahmen. Auch gibt es Hinweise darauf, dass die Entstehung einer
Herzklappenregurgitation/-insuffizienz auf einem Zusammenhang mit einem
Fluorchinolon-assoziierten Abbau des Bindegewebes basieren könnte.
Prädisponierende Faktoren für eine
Herzklappenregurgitation/-insuffizienz sind unter anderem ein
angeborener oder vorbestehender Herzklappenfehler,
Bindegewebserkrankungen (z. B. Marfan-Syndrom oder
Ehlers-Danlos-Syndrom), Turner-Syndrom, Morbus Behçet, Hypertonie,
rheumatoide Arthritis und infektiöse Endokarditis. Bei Patienten mit
einem Risiko für eine Herzklappenregurgitation/-insuffizienz sollten
systemisch und inhalativ angewendete Fluorchinolone daher nur nach
sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung unter Berücksichtigung anderer
Therapieoptionen erfolgen.
Bei ersten Anzeichen von akuter
Atemnot, neu auftretendem Herzklopfen oder der Entwicklung von Ödemen am
Bauchraum oder in den unteren Extremitäten sollen sich Patienten
unverzüglich an ihren Arzt wenden.
Weitere Informationen sind
dem Rote-Hand-Brief zu entnehmen. Folgende Fluorchinolone sind in
Deutschland zugelassen: Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin,
Norfloxacin, Ofloxacin und Delafloxacin.
Die AMK bittet
ApothekerInnen Patienten angemessen zu informieren und Verdachtsfälle
von Arzneimittelrisiken im Zusammenhang mit der Therapie mit
Fluorchinolonen bitte unter www.arzneimittelkommission.de zu melden. /
Quellen
BfArM an AMK (E-Mail-Korrespondenz); Rote-Hand-Brief Fluorchinolone, T:29.10.2020. (16. Oktober 2020)