AMK / Der AMK wurden zu Otriven® (Xylometazolin) 0,025 % Nasentropfen
potentielle Medikationsfehler berichtet, wonach die Pipette zum
Applizieren der Tropfen unter Umständen zu Fehldosierungen beitragen
kann. Eine meldende Apotheke wurde von mehreren Eltern bzw.
Erziehungsberechtigten darauf aufmerksam gemacht, dass die zuverlässige
Gabe der empfohlenen Menge an Tropfen mit der beiliegenden
Pipettenmontur schwierig umzusetzen sei, insbesondere bei der
Applikation an unruhige Kinder. Je jünger das Kind sei, desto größer
gestalteten sich die Schwierigkeiten.
Die Produktinformationen
abschwellender Xylometazolin- und Oxymetazolin-haltiger Nasentropfen zur
Anwendung bei Säuglingen und Kleinkindern, enthalten einen Warnhinweis,
der über schwere Nebenwirkungen (z. B. Atemstillstand) bei Neugeborenen
und jungen Säuglingen informiert. Diese können bei dieser
Patientengruppe bereits bei der Applikation von therapeutischen Dosen,
zwei- bis dreimal täglich ein Tropfen in jede Nasenöffnung, auftreten
(1). Das Risiko kann sich durch (unabsichtliches) Überdosieren der
Tropfen zusätzlich erhöhen (2).
Weiterhin wurden im vergangenen
Jahr die Produktinformationen zu Otriven® 0,025 % Nasentropfen um den
Hinweis ergänzt, dass die Anwendung bei Kindern unter einem Jahr nur
unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte. Laut Stellungnahme der Firma
stellt diese Ergänzung keine Änderung der Zulassung dar; somit sei die
Anwendung bei unter Einjährigen ohne ärztliche Aufsicht kein
Off-Label-Use (3). Bei der Applikation von Arzneimitteln an Säuglinge
sei allgemein erhöhte Vorsicht geboten. Vor der ersten Anwendung von
Otriven® 0,025 % Nasentropfen bei Säuglingen solle ein Arzt konsultiert
werden. Treten keine unerwünschten Ereignisse auf, könne das
Arzneimittel für weitere Behandlungen – unter Beachtung der Indikation
und der Anwendungshinweise – auch ohne ärztliche Aufsicht durch das
pharmazeutische Personal in der Apotheke abgegeben werden. Eine Beratung
hinsichtlich der potentiellen Risiken sollte jederzeit erfolgen. Das
BfArM teilt auf Nachfrage der AMK diese Ansichten (4).
Die AMK
bittet ApothekerInnen die Risiken schwerer Nebenwirkungen, vor allem
infolge einer versehentlichen Überdosierung, in ihrer Beratung bei der
Abgabe von abschwellenden Nasentropfen für Säuglinge und Kleinkinder zu
berücksichtigen. Eltern bzw. Erziehungsberechtigte sollten angemessen
zur Dosierungsempfehlung und zur richtigen Anwendung der Dosierpipette
gemäß Gebrauchsinformation informiert werden, gegebenenfalls sollte die
Applikation demonstriert werden.
Nebenwirkungen, einschließlich
Medikationsfehler, die bei der Anwendung von Xylometazolin- oder
Oxymetazolin-haltigen Nasentropfen aufgetreten sind, können unter
www.arzneimittelkommission.de gemeldet werden. /
Quellen
1) Meyburg, J. et al.; Koma bei Neugeborenen durch abschwellende Nasentropfen? Dtsch. Arztebl. 2006, (103) 50: A 3411–3.
2) Topf, HG et al.; Schwerwiegende Nebenwirkungen durch nasales
Xylometazolin. Monatsschr. Kinderheilkd. 2013, (161) 6: 537-542.
3) GlaxoSmithKline GmbH Co. KG an AMK (E-Mail-Korrespondenz); Anfrage Otriven. (24. April 2019)
4) BfArM an AMK (E-Mail-Korrespondenz); Xylometazolin: Medikationsfehler und Anwendung bei Säuglingen. (1. August 2019)