AMK / Mittels Rote-Hand-Brief informieren mehrere Zulassungsinhaber
in Abstimmung mit der EMA und dem BfArM über die Lebensqualität
beeinträchtigende, langanhaltende und möglicherweise irreversible
Nebenwirkungen in Zusammenhang mit der systemischen und inhalativen
Anwendung von Fluorchinolon-haltigen Arzneimitteln. Die Nebenwirkungen
betreffen hauptsächlich den Bewegungsapparat (u. a. Tendinitis,
Sehnenruptur und Myalgie) und das Nervensystem (u. a. periphere
Neuropathie, Schlaflosigkeit und Depression). In Deutschland zugelassene
Fluorchinolone sind Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin,
Norfloxacin und Ofloxacin.
Die AMK informierte bereits 2016 zu
körperlich behindernden und potenziell permanenten Nebenwirkungen
aufgrund einer Meldung der FDA (siehe Pharm. Ztg. 2016 Nr. 31, Seite
59). Die EMA hatte nach Bekanntwerden des Risikosignals sämtliche
vorliegende Daten zu den in den Produktinformationen bereits
aufgeführten Nebenwirkungen bezüglich ihrer Persistenz und Schwere
erstmalig systematisch ausgewertet und eine öffentliche Anhörung
durchgeführt.
Einer Anwendung von Fluorchinolonen sollte eine
sorgfältige Nutzen-Risiko-Bewertung vorausgehen. Die
Breitbandantibiotika sollen bei bestimmten Infektionen nun nicht mehr
verordnet werden, u. a.
- zur Behandlung nicht schwerer und selbstlimitierender Infektionen (u. a. akute Bronchitis),
- zur Prävention der Reisediarrhö oder rezidivierenden Infektionen der unteren Harnwege,
- bei nicht-bakteriellen Infektionen,
- bei
leichten und mittelschweren Infektionen (z. B. unkomplizierte
Zystitis), es sei denn andere üblicherweise empfohlene Antibiotika
werden als ungeeignet erachtet, sowie
- bei Patienten, die bereits zuvor eine schwerwiegende Nebenwirkung unter Fluorchinolon-Therapie erlitten haben.
Da
das Risiko für das Auftreten einer Tendinitis und Sehnenruptur bei
bestimmten Patienten erhöht sein kann, ist zudem bei älteren Patienten,
bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion oder mit
Organtransplantaten und bei Patienten, die mit Corticosteroiden
behandelt werden, besondere Vorsicht geboten. Eine gleichzeitige
Anwendung von Corticosteroiden und Fluorchinolonen sollte vermieden
werden.
Die Produktinformationen der betroffenen Präparate werden entsprechend der Risiken angepasst. Weitere Informationen sind dem Rote-Hand-Brief zu entnehmen.
Die
AMK bittet ApothekerInnen Patienten angemessen zu informieren. Bei
ersten Anzeichen für schwerwiegende Nebenwirkungen unter
Fluorchinolon-Therapie, wie Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und
periphere Neuropathien, sollen sich Patienten an ihren Arzt wenden.
Verdachtsfälle
von Arzneimittelrisiken im Zusammenhang mit der Therapie mit
Fluorchinolonen sind bitte unter www.arzneimittelkommission.de zu
melden. /
Quellen
BfArM an AMK (E-Mail-Korrespondenz); Fluorchinolone: Rote-Hand-Brief: 8. April. (3. April 2019)