AMK / Nach Abschluss des europäischen Risikobewertungsverfahrens zu
Zinbryta, informiert der CHMP über weitere Anwendungsbeschränkungen, um
das Risiko schwerer Leberschädigungen zu reduzieren (1). Die AMK
berichtete bereits über vorläufige risikominimierende Maßnahmen zu
Daclizumab (PZ 28/2017, Seite 85).
Der CHMP folgt damit den Empfehlungen des PRAC (2). Dessen
abschließende Überprüfung ergab, dass während der Behandlung mit
Zinbryta und bis zu 6 Monate nach Behandlungsende unvorhersehbare
immunvermittelte Leberschädigungen mit möglicherweise tödlichem Ausgang
auftreten können. In klinischen Studien traten bei 1,7 % der mit
Daclizumab behandelten Patienten schwere Leberschäden auf.
Daher sollten nur solche Multiple Sklerose (MS)-Patienten
Zinbryta erhalten, die auf mindestens zwei krankheitsmodifizierende
Therapien (disease modifying therapies, DMT) unzureichend angesprochen
haben und mit keiner anderen DMT behandelt werden können. Patienten mit
Vorerkrankungen der Leber dürfen Zinbryta nicht erhalten. Bei
Vorhandensein weiterer Autoimmunerkrankungen, sowie bei Patienten deren
Leberenzymwerte den Normalwert um mehr als das doppelte überschreiten,
sollte zudem keine Neubehandlung mit Zinbryta begonnen werden.
Die Leberfunktionswerte sind mindestens einmal monatlich und
möglichst unmittelbar vor jeder Gabe zu überwachen. Auch nach Ende der
Behandlung sind diese Untersuchungen bis zu 6 Monate lang fortzuführen.
Die Behandlung ist gegebenenfalls abzubrechen, wenn ein Patient die
erforderlichen Kontrolluntersuchungen nicht einhält oder auf die
Behandlung unzureichend anspricht. Es wird zudem empfohlen, die
Behandlung abzubrechen, wenn die Leberenzymwerte um ein Dreifaches über
dem Normalwert liegen. Patienten mit Anzeichen und Symptomen eines
Leberschadens sind an einen Facharzt für Lebererkrankungen zu
überweisen. Gleiches gilt für Patienten, die positiv auf Hepatitis B
oder C getestet wurden.
Patienten, wie auch medizinischem Fachpersonal, wird zusätzlich
zum Schulungsmaterial ein Formular ausgehändigt, in dem bestätigt wird,
dass die Risiken besprochen wurden und dass die Patienten die Bedeutung
einer Überwachung und der Überprüfung auf Anzeichen einer
Leberschädigung verstanden haben.
Die AMK bittet daher Apothekerinnen und Apotheker betroffene
Patienten angemessen zu informieren und auf Anzeichen und Symptome
möglicher Leberprobleme aufmerksam zu machen: Übelkeit, Erbrechen,
Bauchschmerzen, Müdigkeit, Appetitverlust, Gelbfärbung der Haut und
Augen sowie dunkler Urin.
Die Stellungnahme des CHMP wird der Europäischen Kommission
vorgelegt, damit ein endgültiger, für alle Mitgliedsstaaten der EU
geltender, rechtsverbindlicher Durchführungsbeschluss erlassen wird. /
Quellen- EMA; EMA concludes review of Zinbryta and confirms further restrictions to reduce risk of liver damage. www.ema.europa.eu → Find medicine → Human medicines → Referrals (Zugriff am 13. November 2017)
- EMA; PRAC recommends further restrictions for multiple sclerosis medicine Zinbryta due to risk of serious liver damage. www.ema.europa.eu → Press release (27. Oktober 2017)