AMK / Als Maßnahme zur Vermeidung von Fehlern bei der Rekonstitution
und Applikation von Leuprorelin-haltigen Depotpräparaten empfiehlt der
PRAC, dass diese ausschließlich durch damit vertrautes Fachpersonal
zubereitet und verabreicht werden sollten (1). Patienten sollten diese
Arzneimittel nicht mehr selbst zubereiten oder injizieren.
Der
Gonadotropin-Releasing-Hormon-(GnRH)-Rezeptor-Agonist Leuprorelin führt
bei kontinuierlicher Gabe innerhalb von zwei bis drei Wochen zum Abfall
der Gonadotropinspiegel, infolgedessen die Keimdrüsen die Produktion der
Sexualhormone einstellen und eine Wachstumshemmung
sexualhormonabhängiger Prostata- und Mammakarzinome erzielt wird.
Weitere Indikationen umfassen Endometriose, symptomatischer Uterus
myomatosus, Uterusfibrose und Pubertas praecox. Depotzubereitungen sind
als Implantate sowie Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer
Injektionslösung bzw. Injektionssuspension auf dem Markt. Die
Applikation erfolgt subkutan oder intramuskulär.
Die EMA hatte
auf Antrag des BfArM eine Überprüfung Leuprorelin-haltiger
Depot-Arzneimittel durchgeführt. Spontanberichten zufolge kommt es
aufgrund der zum Teil komplexen Zubereitungsschritte zu
Medikationsfehlern bei der Rekonstitution und Applikation der
Depotpräparate. Es wurde über Leckagen und Probleme bei der Freisetzung
von Implantaten aus dem Applikator berichtet. Dadurch wurde bei einigen
Patienten eine zu geringe Menge an Wirkstoff appliziert, was den
Therapieerfolg beeinträchtigte.
Der AMK liegen für den Zeitraum
der Jahre 2013 bis 2019 insgesamt 68 Berichte zu Leuprorelin-haltigen
Depotarzneimitteln vor. Überproportional häufig wurden Probleme bei der
Herstellung und Applikation (n=35) beschrieben. Ein statistisch
gesichertes Risikosignal konnte seitens der AMK identifiziert werden
(2). In 19 Fällen wurden über ein Austreten der Lösung bzw. Suspension
bei der Herstellung oder Applikation berichtet; neunmal über Probleme
bei der Applikation von Implantaten. Weiterhin wurde ein zu hoher
Stempeldruck sowie über Schwierigkeiten bei der Zusammensetzung beider
Spritzen berichtet.
Minderwirkungen in Folge von
Handhabungsfehlern wurden der AMK bislang nicht gemeldet; diese können
bei Leuprorelin-haltigen Depotarzneimitteln schwierig festzustellen
sein, da sie mitunter erst nach einigen Wochen durch zu hohe
Sexualhormonspiegel detektiert werden. Ein vorhergegangener
Medikationsfehler wird als Ursache der Minderwirkung dann womöglich
nicht in Betracht gezogen oder irrtümlicherweise als Qualitätsmangel
gemeldet.
Neben der Empfehlung, die Anwendung nur durch
Fachpersonal durchführen zu lassen, empfahl der PRAC als weitere
Maßnahmen zum oben genannten Risiko die Produktinformationen von
Eligard® mit Warnhinweisen zur strikten Befolgung der Zubereitung und
Verabreichung zu versehen. Patienten sind angemessen zu überwachen,
falls ein Anwendungsfehler aufgetreten ist bzw. vermutet wird. Um die
Handhabung zu erleichtern, soll der Zulassungsinhaber spätestens Oktober
2021 einen Zulassungsantrag für eine neue Applikationshilfe für
Eligard® einreichen. Für Lutrate Depot® empfahl der PRAC die
Anwendungshinweise des Arzneimittels leichter auffindbar und besser
verständlich zu gestalten.
Da Leuprorelin-haltige
Depotarzneimittel national zugelassen sind, wird die Empfehlung des PRAC
an die CMDh weitergeleitet. In Abstimmung mit der EMA wird das BfArM
dann hierzu einen Rote-Hand-Brief versenden.
Die AMK bittet um
Meldung von Arzneimittelrisiken Leuprorelin-haltiger Depot-Arzneimittel,
insbesondere bei fehlerhafter Zubereitung und Verabreichung, unter
www.arzneimittelkommission.de. /
Quellen
1) EMA; Leuprorelin
depot medicines: PRAC recommends new measures to avoid handling errors.
www.ema.europa.eu/en/medicines/human/referrals/leuprorelin-containing-depot-medicinal-products
(Zugriff am 15. Mai 2020)
2) Ganso, M. et al.; 4 Years medication
error reporting by German pharmacists: A disproportionality analysis.
Poster, 17th ISoP Annual Meeting “Pharmacovigilance in the 21st century”
Liverpool, UK 15–18 October, 2017. Drug Safety 2017 (40) 10: 959.