AMK / Der PRAC hat nach Revision seiner Empfehlung vom März 2017 auf
Begehren betroffener Zulassungsinhaber hin, nun das Verfahren beendet
(1). Gemäß der finalen Empfehlung sollen unter anderem die Zulassungen
einiger Gadolinium-haltiger Kontrastmittel mit linearen Wirkstoffen
ruhen.
Gadolinium (Gd) ist ein stark paramagnetisches Element und eignet
sich daher als Kontrastverstärker für bildgebende Verfahren (wie MRT
(Magnetresonanztomografie) und MRA (Magnetresonanzangiografie).
Da freie Gd-Ionen aber hochtoxisch sind, müssen diese für die
Verwendung als Kontrastmittel mittels organischer Trägermoleküle
komplexiert werden. Die Komplexe sind unterschiedlich stabil. Man
vermutet, dass lineare Trägermoleküle weniger stabile Komplexe bilden
als makrozyklische Verbindungen, da letztere käfigartige Raumstrukturen
um Gd ausbilden (3). Obwohl derartige Komplexe die intakte
Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden sollten, wurde 2014 erstmals eine
Ablagerung von Gd im Gehirn bei Nierengesunden festgestellt, worauf hin
im Rahmen von PSUR-Bewertungsverfahren Anfang 2016 die Aussage »passiert
die gesunde Blut-Hirn-Schranke nicht« in den Fachinformationen
Gd-haltiger Kontrastmittel gestrichen wurde (2). Die EMA selbst
initiierte ein Risikobewertungsverfahren (siehe AMK-Nachricht Pharm.
Ztg. 2016 Nr. 12, Seite 93). Im Gegensatz zu den schwerwiegenden
Nebenwirkungen, die Gd-Ablagerungen z. B. in der Haut, insbesondere bei
Patienten mit Niereninsuffizienz, verursachen können, wurden bislang
noch keine klinischen Folgen einer Akkumulation im Gehirn berichtet.
Der PRAC hat nun seine vorsorgliche Empfehlung vom März 2017
erneut überprüft und bestätigt in einer aktuellen Mitteilung (1), dass
für die intravenös zu applizierenden linearen Mittel wie Gadoxetsäure
und Gadobensäure, nur noch eine Indikation für die Darstellung der Leber
in besonderen Fällen besteht. Überdies soll Gadopentetsäure zur
Injektion in Gelenke weiter genutzt werden dürfen, da hierbei eine
deutlich geringere Gd-Menge im Vergleich zur i.v.-Gabe zum Einsatz
kommt. Bei allen anderen intravenös angewandten linearen Mitteln
(Gadodiamid, Gadopentetsäure and Gadoversetamid) sollen die Zulassungen
ruhen. Dagegen können die stabileren zyklischen Mittel (Gadobutrol,
Gadotersäure und Gadoteridol) weiterhin in den bisherigen Indikationen
verwendet werden, allerdings sollten diese in der geringstmöglichen
Dosis zur Anwendung kommen.
Die PRAC-Empfehlung wird nun an den CHMP weitergeleitet, der die
abschließende Stellungnahme der EMA verfassen wird, mittels derer die
Europäische Kommission eine rechtlich bindende Entscheidung für alle
Mitgliedsstaaten treffen wird. /
Quellen- EMA; PRAC confirms restrictions on the use of linear gadolinium agents. www.ema.europa.eu --> advanced document search --> reference number: EMA/424715/2017 (7. Juli 2017)
- EMA; Minutes of the PRAC meeting on 11-14 January 2016. www.ema.europa.eu --> advanced document search --> reference number: EMA/PRAC/92676/2016 (11. Februar 2016)
- Lamkemeyer,
T. et al.; Gadoliniumhaltige Kontrastmittel – Neueinschätzung des
Sicherheitsprofils im Risikobewertungsverfahren aufgrund von
Ablagerungen im Gewebe. Bulletin zur Arzneimittelsicherheit (2017)
1:12-16