In dieser Rubrik finden Sie nicht nur neue Arzneimittel aufgelistet, sondern auch die aktuellen Nachrichten der Arzneimittelkommission (AMK), wie z. B. Rückrufe oder Rote-Hand-Briefe. Sie können außerdem in unserem Archiv gezielt nach früheren Informationen suchen.

Wichtige Arzneimittelinformationen

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KategorieProduktWirkstoffHerstellerPZNsDatum
ChargenrückrufProfelan® Arnika nach Müller-WohlfahrtArnika[formula] Müller-Wohlfahrt Health & Fitness0050243425.04.2024
HerstellerinformationHevert Arzneimittel11.04.2024
ChargenrückrufNortriptylin Glenmark 25 mg FilmtablettenGlenmark Arzneimittel13912493
14190435
13912524
13912530
09.04.2024
HerstellerinformationAptivus®TipranavirBoeringer Ingelheim Pharma08.04.2024
Rote-Hand-BriefeDr. Franz Köhler Chemie05.04.2024
HerstellerinformationOzempic®SemaglutidNovo Nordisk Pharma04.04.2024
ChargenrückrufTetracainhydrochlorid, APICaesar & Loretz10206352
01972314
01972308
13985747
03.04.2024
Neue Arzneimittel
mit Abgabesituation
Eladynos®AbaloparatidTheramex18829963
18829986
01.04.2024
Neue Arzneimittel
mit Abgabesituation
Velsipity®EtrasimodPfizer18683347
19104564
18683376
01.04.2024
ChargenrückrufOPDIVO 10 mg / ml Konzentrat zur Herstellung einer InfusionslösungNivolumabBristol Myers Squibb1102461828.03.2024
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KategorieTitelDatum
Information der Institutionen und BehördenVerordnung zur Erhöhung der Bevorratung von Arzneimitteln zur intensivmedizinischen Versorgung in Kraft getreten 14.07.2020
Information der Institutionen und BehördenBfArM: Aufhebung der Regelungen und Empfehlungen zur Sicherstellung der Versorgung chronisch Kranker mit Hydroxychloroquin-haltigen Arzneimitteln07.07.2020
Information der Institutionen und BehördenEMA/CHMP: Anwendungseinschränkungen für Fosfomycin-haltige Antibiotika 06.07.2020
Information der Institutionen und BehördenBfArM: Propofol-haltige Arzneimittel: Abweichung von der Zulassung befristet erlaubt 11.06.2020
Information der Institutionen und BehördenPEI: Warnung vor dem Off-Label-Einsatz von BCG-Präparaten 28.05.2020
Information der Institutionen und BehördenEMA/PRAC: Leuprorelin-haltige Depotpräparate: Risiko von Minderwirkung aufgrund von Medikationsfehlern bei Rekonstitution und Applikation 26.05.2020
Information der Institutionen und BehördenBfArM: Amlodipin Valsartan beta: Befristetes Ruhen der Zulassung 22.05.2020
Information der Institutionen und BehördenAkdÄ: Methämoglobinämie nach Überdosierung von Emla®-Creme19.05.2020
Information der Institutionen und BehördenCHMP/EMA: Ranitidin-haltige Arzneimittel: Ruhen der Zulassungen in der EU empfohlen05.05.2020
Information der Institutionen und BehördenAMK: Erweiterung der Äquivalenzdosistabellen05.05.2020

Information der Institutionen und Behörden

AMK: Unangenehmer Geruch von Metoprololsuccinat AL 95 mg Retardtabletten: Risiko mangelnder Einnahmetreue

Produkt:
Metoprololsuccinat AL 95 mg Retardtabletten
Wirkstoff:
Metoprololsuccinat
Datum:
31.08.2021

AMK / Die AMK erreichen vermehrt Spontanberichte aus Apotheken zu unangenehmem Geruch von mehreren Chargen Metoprololsuccinat Retardtabletten, insbesondere der 95-mg-Wirkstärke der Firma Aliud Pharma.

Der selektive β-Adrenorezeptor-Antagonist (Betablocker) ist u.a. zugelassen bei Hypertonie, Angina pectoris, tachykarden Arrhythmien, Erhaltungstherapie nach Herzinfarkt, hyperkinetischem Herzsyndrom sowie bei Herzinsuffizienz (1).

Während die AMK im Zeitraum von 2013 bis 2020 lediglich eine Meldung zu auffälligem Geruch bei dem genannten Präparat erhielt, stieg die Meldezahl seit Mai dieses Jahres stark an. Bis Ende Juni 2021 erreichten die AMK insgesamt 18 Meldungen aus 17 Apotheken. 17 Meldungen betrafen die 95-mg-Stärke. ApothekerInnen berichten über einen unangenehmen Geruch der Retardtabletten, aber auch über damit im Zusammenhang beobachtete Nebenwirkungen bei Patienten. Der Geruch trat stets direkt nach Ausblistern einer Tablette auf. Die Tabletten rochen „chemisch, ranzig, cannabis- oder knoblauchartig“ sowie unspezifisch „unangenehm“. Nebenwirkungen umfassten u. a. Übelkeit, Schwindel, eigenmächtiges Absetzen sowie erhöhten Blutdruck. Bis zum 30. August 2021 erhielt die AMK weitere 36 Meldungen zum Sachverhalt. Die Bearbeitung dieser Fälle ist noch nicht abgeschlossen.

Die Wahrnehmung des Geruchs ist subjektiv und wird durch das Alter (z. B. bitter-süß-Wahrnehmung bei Kindern), Erfahrungswerte sowie die genetische Disposition der Geschmacksknospen beeinflusst. Arzneistoffe können den Geruchs- und Geschmackssinn beeinflussen oder weisen selbst einen charakteristischen Geruch auf (z. B. Biguanide oder viele Antibiotika) (2). Ein unangenehmer Geruch oder Geschmack muss daher nicht zwingend auf einen Qualitätsmangel eines Arzneimittels hinweisen. Jedoch fiel den Patienten in den o. g. Fällen der Geruch im Vergleich zu vormals eingenommenen Chargen auf; auch war nach Herstellerwechsel kein auffälliger Geruch mehr vorhanden. Daher scheint ein herstellerseitiges Problem als Ursache wahrscheinlich.

Im Auftrag der AMK untersuchte das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker e. V. (ZL) im genannten Zeitraum Muster aus drei der neun gemeldeten Chargen und konnte den Sachverhalt bestätigen. Die Geruchsprüfung nach Ph. Eur. 2.3.4 ergab in allen Fällen auch nach 15 Minuten einen deutlich wahrnehmbaren Geruch der Retardtabletten im Vergleich zum entleerten Aluminium/Aluminium-Blister.

Der Hersteller prüfte betroffene Bulkchargen. Diese wiesen jedoch im Vergleich zu den verblisterten Tabletten noch keinen vergleichbaren Geruch auf. Als mögliche Ursache wird die Kunststoff-Aluminium-Formfolie für die Verblisterung genannt, da diese bei allen betroffenen Chargen des Fertigarzneimittels identisch ist. Ein sensorischer Test des Folienherstellers ergab, dass der Geruch vom Kunststoffanteil der Folie ausgeht. Es wird vermutet, dass die aus der Folie freigesetzten Geruchsmoleküle von der mikrokristallinen Cellulose, einem Hauptbestandteil der Retardtabletten, angenommen wird. Dies könnte erklären, warum der Geruch auch nach der Entnahme von den Tabletten ausgeht. Die Untersuchungen des Herstellers hierzu dauern derzeit noch an (3). Der AMK liegen mit Stand 23. August 2021 noch keine weiteren Erkenntnisse vor.

Die AMK bittet daher ApothekerInnen Patienten, die einen unangenehmen Geruch bei Metoprololsuccinat 95 mg Retardtabletten der Firma AL beklagen, angemessen zu beraten und auf die Risiken, die von einem eigenmächtigen Absetzen ausgehen können, hinzuweisen. Wenn ein „Auslüften“ der Tablette nach dem Ausblistern oder die Einnahme zum Essen nicht zur Besserung der Einnahmetreue beitragen, sollte eine engmaschige Blutduckkontrolle und ein Herstellerwechsel erwogen werden. Zu diesem Zweck sind gegebenenfalls pharmazeutische Bedenken mit dem Hinweis „Geruch/Non-Adhärenz“ geltend zu machen.

Zur Meldung eines ungewöhnlichen Geruchs von Arzneimitteln, welcher nicht im Rahmen der Fertigarzneimittelprüfung festgestellt wurde, wird ApothekerInnen empfohlen, primär das UAW-Formular zu nutzen (s. www.arzneimittelkommission.de). Damit lassen sich wichtige patientenindividuelle Faktoren angemessen beurteilen. Bitte beachten Sie bei der Auswahl des Meldeformulars auch die Hinweise der AMK (4). /

Quellen
1)    ALIUD PHARMA® GmbH; Fachinformation Metoprololsuccinat AL 47,5 mg/- 95 mg/- 190 mg, Retardtabletten; Stand: Juli 2014.
2)    Arzneimittelinduzierte Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns. AMB. 2010 (44): 81
3)    STADA Arzneimittel AG an AMK (E-Mail-Korrespondenz); Reklamationen - Metoprololsuccinat AL Retardtabletten – Geruch. (30. Juli 2021)
4)    AMK; In eigener Sache: Die Qual der Wahl – die zwei Meldeformulare der AMK. Pharm. Ztg. 2020 (165) 50:101