AMK / Die AMK identifizierte im Juni dieses Jahres zu Trulicity®
(Dulaglutid), Injektionslösung in einem Fertigpen, aufgrund vermehrter
Meldungen zu der Charge D187396, ein mögliches Risikosignal und
informierte daraufhin die zuständige Landesbehörde sowie das BfArM.
Apotheken beanstandeten bei der genannten Charge ein diffuses
Reklamationsbild, teilweise zu mehreren Pens derselben Packung: „Der Pen
ließ sich nicht auslösen“, „Der Nadelschutz ließ sich nicht abziehen“
oder „Die Lösung spritzte heraus“. Eine Häufung von Verdachtsfällen zu
Nebenwirkungen wurde dagegen nicht beobachtet.
Eingangsprüfungen
eingesandter Pens ergaben, dass ein Teil der Reklamationen auf einen
noch nicht entfernten Nadelschutz beruhten (siehe Abbildung).
Während des Auslösens des entriegelten Pens mit noch vorhandenem
Nadelschutz wurde kein Einstechschmerz bemerkt, auch kein typisches,
zweites Klickgeräusch und keine Abgabe der Injektionslösung.
Manipulationen, um den Nadelschutz nachträglich zu entfernen, führten
dann zur unkontrollierten Freisetzung der Lösung aus den bereits
aktivierten Pens.
Die graue Schutzkappe ist mit dem Nadelschutz
nicht fest verbunden, sondern über ineinander greifende Strukturen.
Daher gelingt nicht immer die gemeinsame Entfernung des Nadelschutzes
mit der Schutzkappe. Teilweise waren die Spritze und der Nadelschutz
durch auskristallisierte Lösungsreste zusätzlich miteinander „verklebt“,
was die Entfernung des Nadelschutzes zusätzlich erschwerte.
Zwischenzeitlich wurde auch zur Charge D242010 mit ähnlichen Hinweisen
berichtet, was einen einzelnen Chargenfehler ausschließt. Allein im
dritten Quartal 2020 gingen bei der AMK insgesamt 49 Meldungen zu
Trulicity® ein, was das Quartalsmittel der letzten vier Jahre um das
Achtfache überstieg.
Der Zulassungsinhaber bestätigte gegenüber
der AMK das Signal und leitete bereits entsprechende Gegenmaßnahmen bei
einem Zulieferer ein (1). Zudem gelang es, eine weitere Ursache bei
einem Bauteil des Spritzenzylinders zu ermitteln. Auch hier wurden laut
Firma korrektive Maßnahmen eingeleitet.
Blockierte Pens können
zu einer Therapieunterbrechung des langwirkenden Analogons des Inkretins
Glucagon-like-peptide 1 (GLP-1) beitragen und somit die glykämische
Kontrolle verschlechtern. Dieses Risiko ist insbesondere dann möglich,
wenn die funktionellen Zusammenhänge der Bauteile vom Patienten
unerkannt bleiben und daher nicht angemessen reagiert wird. Bislang
wurde nur in Einzelfällen von klinisch relevanten Folgen einer
Unterdosierung berichtet.
Die AMK bittet daher ApothekerInnen Patienten angemessen zur korrekten Anwendung des Pens zu beraten:
- Die graue Schutzkappe ist gerade abzuziehen.
- Bei korrekt entferntem Nadelschutz ist im Pengehäuse die Kanüle zu erkennen.
- Wurde der Nadelschutz nicht mit der Schutzkappe entfernt, sollte der Pen reklamiert werden.
Zu
beachten ist weiterhin, dass sich die Bedienungsanleitung separat im
Umkarton des Arzneimittels befindet und nicht der Fach- oder
Gebrauchsinformation entnommen werden kann.
Derzeit findet eine
Bewertung des Risikos auf europäischer Ebene statt, wozu die AMK nach
deren Abschluss zeitnah informieren wird (2, siehe Nachtrag AMK).
Bei Meldung von Arzneimittelrisiken an die AMK, die im zeitlichen
Zusammenhang mit der Anwendung von Trulicity® beobachtet wurden, bitten
wir den Zustand des Fertigpens, sofern vorliegend, bestmöglich (ggf.
fotografisch) zu dokumentieren und beim Patienten den konkreten Umgang
mit dem Pen zu erfragen.
Nachtrag AMK:
Die
europäische Risikobewertung wurde inzwischen abgeschlossen. In Folge
dessen reichte die Firma Ende Oktober eine aktualisierte
Gebrauchsinformation, welche die genannte Problematik adressiert, bei
der EMA ein. (3). /
Quellen
1) Lilly Deutschland GmbH an AMK (E-Mail-Korrespondenz); AW: Telefonat bezüglich Trulicity vom 02.09.2020. (18.September 2020)
2) BfArM an AMK (E-Mail Korrepondenz); AW: AMK-Meldungen Trulicity 1,5
mg Injektionslösung in einem Fertigpen (23. September 2020)
3) Lilly Deutschland GmbH an AMK (E-Mail-Korrespondenz); AMK-Meldungen Trulicity. (9. November 2020)