AMK / Die AMK hat das Risiko von Lipidpneumonien nach Anwendung
öliger Nasensprays und -tropfen unter Berücksichtigung von Ölen
pflanzlichen Ursprungs untersucht, im Vergleich zum Nutzen bewertet und
die Erkenntnisse publiziert (1). Im Ergebnis sollen die bisherigen
Aussagen zum Risiko der Lipidpneumonie in den entsprechenden
DAC/NRF-Veröffentlichungen beibehalten werden: »Bei lipophilen flüssigen
Rezepturen besteht grundsätzlich die Gefahr der Aspiration mit
möglichen gesundheitlichen Risiken bis hin zu Lipidpneumonien. Als
diesbezüglich problematisch gelten nicht nur flüssige Paraffine, sondern
auch fette Öle. Ölige Nasentropfen oder dünnflüssige Nasenemulsionen
sollten nur in begründeten Ausnahmefällen hergestellt werden,
insbesondere aber nicht zur Anwendung bei Kindern (2).«
Lipidpneumonien sind Entzündungen, die durch akute oder
chronische Aspiration von exogen, das heißt oral oder nasal zugeführten
Lipiden entstehen und bei denen Alveolar-Makrophagen, die die Lipide
aufnehmen und daraufhin zerfallen, eine Entzündung unterhalten. Symptome
zu Beginn sind Husten, subfebrile Temperaturen und Kurzatmigkeit. Die
Häufigkeit der Lipidpneumonie ist unbekannt, da die Abgrenzung dieser
von anderen Pneumonien einer aufwendigen Diagnostik bedarf und die
Anamnese eine Anwendung von Lipiden durch den Patienten beinhalten muss.
Eine kausale Therapie existiert nicht. Die weitere Zufuhr des
auslösenden, exogenen Lipids muss unterbunden werden.
Unabhängig von der chemischen Natur des Lipids stellen mögliche
Indikationen für ölige Nasalia trockene Schleimhäute wie bei der
Rhinitis atrophicans, - sicca, - medicamentosa oder Verkrustungen
infolge eines chirurgischen Eingriffs dar. Während bis auf letztere
überzeugende Belege zum Nutzen von Lipid-haltigen Nasalia fehlen – auch
für solche mit Lipiden pflanzlichen Ursprungs – lassen sich zu fast
allen nasal/oral angewendeten Pflanzenölen Einzelfallberichte und
Fallserien zu – in Einzelfällen auch letal verlaufenden –
Lipidpneumonien in der Literatur finden.
Für folgende Patientengruppen besteht ein grundsätzlich erhöhtes Risiko für Lipidpneumonien:
- Neugeborene, Säuglinge und
- Kleinkinder
- liegende/bettlägerige Patienten (< 30° Neigung)
- Patienten
mit Neigung zur Aspiration (zum Beispiel bei Schluckstörungen,
Dysphagie, Aphasie, neurologischen Erkrankungen, Tracheostomie,
künstlicher Beatmung)
- Patienten mit gastrointestinalen
Erkrankungen (zum Beispiel fehlende Erschlaffung der glatten Muskulatur
des Magens, Aussackungen der Speiseröhre, Durchtritt von Teilen des
Magens im Bereich des Zwerchfells, Reflux)
Folgende Beschwerden sollten nicht mit öligen Nasalia behandelt werden:
- (traditionelle) Behandlung von Husten und Erkältungen,
- verstopfte Nase/Rhinosinusitis.
Von diesen abzugrenzen sind Erkrankungen des Nasenvorhofs, da dieser
kein Schleimhautepithel ausbildet und das applizierte Mittel dort lokal
verbleibt. Somit dürfte der Einsatz öliger Nasalia nicht zu einer
Lipidpneumonie führen.
Eine Therapie mit öligen Nasalia sollte nur
erwogen werden nach einer (fach-)ärztlich gestellten Indikation und
Risiko/Nutzen-Bewertung mit regelmäßigen Verlaufskontrollen über den
kürzesten möglichen Zeitraum und unter Nutzung der geringsten wirksamen
Dosis. /
Quellen- Ganso, M. et al.; Lipidpneumonie durch Lipid-haltige Nasensprays und -tropfen. Laryngo-Rhino-Otol 2016; (95) 8: 534-539
- Deutscher
Arzneimittel-Codex/Neues Rezeptur-Formularium (DAC/NRF), Kapitel I.13.
»Zubereitungen zur Anwendung in der Nase«, DAC/NRF-Rezepturhinweise
»Nasenöle« und »Nasensalben und Nasenemulsionen«, Hrsg.: ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V., Govi-Verlag Pharmazeutischer Verlag GmbH, 2007, Eschborn