AMK / Der AMK wurde ein potenzieller Einnahmefehler im Zusammenhang
mit der Anwendung von Paxlovid® (▼, Nirmatrelvir/Ritonavir) gemeldet.
Einem 43-jährigen Patienten wurden aufgrund einer Infektion mit
SARS-CoV-2 vom Hausarzt Paxlovid® verordnet. Als der Patient kurze Zeit
später in einem Krankenhaus aufgenommen wurde, fiel auf, dass die
Filmtabletten in einer Dosierung von „1 – 0 – 1“ verordnet waren. Auf
Nachfrage der Krankenhaus-Apotheke wurde die Dosierung auf „3 – 0 – 3“
korrigiert. Da der Fehler vor der Abgabe bemerkt wurde, nahm der Patient
die richtige Anzahl an Tabletten ein.
Die Kombination aus
Nirmatrelvir und Ritonavir wird angewandt zur Behandlung einer
COVID-19-Infektion bei Erwachsenen, die keine zusätzliche
Sauerstoffzufuhr benötigen und ein erhöhtes Risiko haben, einen schweren
Krankheitsverlauf zu entwickeln. Die Kombination mit Ritonavir, einem
potenten Inhibitor der CYP3A-Isoenzyme (vor allem 3A4) und des
P-Glykoproteins, ermöglicht die perorale Anwendung von Nirmatrelvir als
peptidomimetischen Inhibitor der SARS-CoV-2-like Protease mit
ausreichend hohem Wirkspiegel. Diesbezüglich ist auch auf zahlreiche
klinisch relevante Arzneimittelinteraktionen zu prüfen.
Das
Einnahmeschema von Paxlovid ist komplex: Über fünf Tage müssen morgens
und abends jeweils zwei pinkfarbene Filmtabletten (entspricht einer
Gesamtmenge von 300 mg Nirmatrelvir) und eine weiße Filmtablette
(entsprechend 100 mg Ritonavir) eingenommen werden. Jede Packung
Paxlovid® enthält fünf Tagesdosis-Blisterpackungen, mit jeweils
insgesamt sechs (vier Nirmatrelvir- und zwei Ritonavir-haltige)
Filmtabletten. Dabei ist die eine Hälfte des Blisters golden hinterlegt
und enthält die Filmtabletten für die morgendliche Einnahme; die andere,
blau hinterlegte Hälfte, enthält die abendlich einzunehmenden
Filmtabletten. Bei Patienten mit mäßiger Nierenfunktionsstörung (eGFR ≥
30 bis < 60 ml/min) reduziert sich die Einzeldosis auf eine
Filmtablette Nirmatrelvir (150 mg) und eine Filmtablette Ritonavir (100
mg).
Auch die AkdÄ berichtet aktuell über Medikationsfehler, bei
denen jeweils zu wenig Filmtabletten eingenommen wurden (1).
Insbesondere das komplexe Dosierungsschema kann bei betroffenen
Risikopatienten, zumeist multimorbide und ältere Menschen,
Einnahmefehler begünstigen. Im ambulanten Bereich kann zudem die
persönliche Information und Beratung der Patienten durch das Personal
der Apotheke auf dem Wege der Telekommunikation erfolgen, was die
Erläuterung des Einnahmeschemas anhand des Blisters erschweren kann.
Weitere beitragende Faktoren für das Auftreten von Medikationsfehlern
bei Paxlovid® kann die ausschließlich englische Aufmachung der bislang
verfügbaren Packungen sein. Laut BfArM sollen demnächst vermehrt
Packungen in deutschsprachiger Aufmachung zur Verfügung stehen. Die AMK
steht in engem Austausch mit den Beteiligten und informiert, sobald neue
Erkenntnisse hierzu vorliegen (2).
Die AMK hat u. a. aufgrund dieses komplexen Dosierungsschemas bereits frühzeitig einen Beratungs- und Dokumentationsleitfaden (Checkliste) erstellt, der als Hilfestellung für eine qualitätsgesicherte Beratung und Abgabe von Paxlovid® dient (3).
Apothekerinnen und Apotheker werden gebeten betroffene Patienten über
das ungewöhnliche Einnahmeschema zu informieren. Bei Bedarf sollte die
Dosierung schriftlich festgehalten werden, z. B. „Morgens 2 rosafarbene Tabletten und 1 weiße Tablette (goldener Blisterabschnitt) einnehmen. Abends 2 rosafarbene Tabletten und 1 weiße Tablette (blauer Blisterabschnitt) einnehmen.“
Alle Arzneimittelrisiken im Zusammenhang mit der Anwendung von
Paxlovid® sind bitte online unter www.arzneimittelkommission.de zu
melden. Für die Meldung (potenzieller) Medikationsfehler sollte
vorzugsweise das UAW-Formular genutzt werden. /
Quellen
1)
AkdÄ; Mögliche Medikationsfehler bei der Einnahme von Paxlovid™.
www.akdae.de → Arzneimittelsicherheit → Drug Safety Mail (Zugriff am 16.
Januar 2023)
2) AMK an BfArM und BMG (E-Mail-Korrespondenz); Paxlovid in deutscher Aufmachung. (12. Januar 2023)
3) AMK; Beratungs- und Dokumentationsleitfaden / Checkliste Paxlovid®
(Nirmatrelvir/Ritonavir). www.arzneimittelkommission.de → Hinweise und
Materialien für Apotheken → Informationen und Begleitdokumente zu oralen
COVID-19-Therapeutika (Zugriff am 16. Januar 2023)