In dieser Rubrik finden Sie nicht nur neue Arzneimittel aufgelistet, sondern auch die aktuellen Nachrichten der Arzneimittelkommission (AMK), wie z. B. Rückrufe oder Rote-Hand-Briefe. Sie können außerdem in unserem Archiv gezielt nach früheren Informationen suchen.

Wichtige Arzneimittelinformationen

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KategorieProduktWirkstoffHerstellerPZNsDatum
ChargenrückrufPfefferminzblätter TeeAurica Naturheilmittel und Naturwaren0459788022.01.2025
ChargenrückrufPernionin®BenzylnicotinatHermes Arzneimittel0353216317.01.2025
ChargenrückrufFlucinar®FluocinolonacetonidAbanta Pharma0467475816.01.2025
ChargenrückrufDasatinib Zentiva 140 mg FilmtablettenDasatinibZentiva Pharma1559202914.01.2025
HerstellerinformationTecrapharm (Germany)13.01.2025
Rote-Hand-BriefeVeozaFezolinetantAstellas Pharma13.01.2025
HerstellerinformationMicro Labs10.01.2025
HerstellerinformationTrulicity®DulaglutidLilly Deutschland09.01.2025
ChargenrückrufDolcontral® 100 mg ZäpfchenPethidinmibe Arzneimittel0400848708.01.2025
ChargenrückrufPomalidomid Viatris 1 mg und 2 mg HartkapselnPomalidomidViatris Healthcare19139663
19139700
03.01.2025
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KategorieTitelDatum
Information der Institutionen und BehördenInformation der Institutionen und Behörden: BfArM: Petinimid® (Ethosuximid) 50 mg/ml Sirup: Gestattung zum Inverkehrbringen in österreichischer Aufmachung22.01.2025
Information der Institutionen und BehördenAMK: Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht22.01.2025
Information der Institutionen und BehördenAMK/ZL: Melderate zu Qualitätsmangel bei Novaminsulfon (Metamizol) 500 mg/ml Lichtenstein und Metamizol Zentiva 500 mg/ml, Tropfen zum Einnehmen: unzureichende Risikoabwehrmaßnahmen seitens des Herstellers 21.01.2025
Information der Institutionen und BehördenBfArM: Risiko von Anwendungsfehlern mit Überdosierung bei Deferasirox-haltigen Filmtabletten20.12.2024
Information der Institutionen und BehördenBfArM: Ranitidin-haltige Arzneimittel: Befristetes Ruhen aller Zulassungen angeordnet - Update20.12.2024
Information der Institutionen und BehördenBMG: Versorgungsmangel für Fosfomycin-haltige Arzneimittel zur Herstellung einer Infusionslösung festgestellt19.12.2024
Information der Institutionen und BehördenAMK in eigener Sache: Vielen Dank für Ihr Engagement zur Meldung von Arzneimittelrisiken17.12.2024
Information der Institutionen und BehördenAMK/ZL: Amoxicillin Micro Labs 500 mg/5 ml Pulver zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen: Bildung von Agglomeraten nach Herstellung gemäß Produktinformation02.12.2024
Information der Institutionen und BehördenBMG: Versorgungsmangel für Diamorphin-haltige Arzneimittel festgestellt18.11.2024
Information der Institutionen und BehördenBfArM/PEI: Aufruf zur Meldung von Nebenwirkungen im Rahmen der weltweiten MedSafetyWeek 202404.11.2024

Information der Institutionen und Behörden

AMK/ZL: Melderate zu Qualitätsmangel bei Novaminsulfon (Metamizol) 500 mg/ml Lichtenstein und Metamizol Zentiva 500 mg/ml, Tropfen zum Einnehmen: unzureichende Risikoabwehrmaßnahmen seitens des Herstellers

Datum:
21.01.2025
AMK / Die AMK überblickt im Zeitraum 2021 bis 2023 pro Jahr etwa 300 Verdachtsmeldungen aus Apotheken zu Qualitätsmängeln bei Metamizol Zentiva 500 mg/ml sowie Novaminsulfon (Metamizol) 500 mg/ml Lichtenstein, Tropfen zum Einnehmen. Im Gegensatz zu der kontinuierlichen (hohen) Melderate der Vorjahre verzeichnet die AMK ab dem zweiten Quartal 2024 jedoch einen sprunghaften Anstieg. Im Jahr 2024 erreichten die AMK 1.809 Spontanberichte zu Metamizol-haltigen Tropfen der Firma Zentiva. Bei einem Großteil der Meldungen umfasst das Fehlerbild Auskristallisationen der Wirkstofflösung am Flaschenhals, unterhalb des (ungeöffneten) Deckels sowie in der Tropfmontur, wie auch zwischen Tropfmontur und Flaschenhals (siehe beispielhaft Abb. 1). Auch die variablen Daten (Verfall und Charge) können fehlen oder sind nicht lesbar bzw. verwischt. Ferner wird angegeben, dass sich Flaschen schwer öffnen lassen oder die Verpackung mit ausgetretener Wirkstofflösung durchtränkt sei (siehe Abb. 2). Das Pyrazolon-Derivat wird bei akuten starken Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen, bei Koliken, Tumorschmerzen oder sonstigen akuten oder chronischen starken Schmerzen angewendet, soweit andere therapeutische Maßnahmen nicht indiziert sind. Weiterhin wird Metamizol bei hohem Fieber eingesetzt, das auf andere Maßnahmen nicht anspricht. Über 90 Prozent der Meldungen (n=2.695) im Betrachtungszeitraum seit 2021 betrafen die genannten Beanstandungen. Die Meldungen betreffen unterschiedliche Chargen sowie alle Packungsgrößen. Teilweise wurden gleich mehrere betroffene Flaschen gemeldet, bspw. elf Packungen aus einer einzigen Apotheke. Meldungen zu Metamizol-haltigen Arzneimitteln anderer Hersteller wurden im Gesamtbetrachtungszeitraum deutlich seltener erfasst (Gesamtzahl aller Meldungen n=117). Die Zentiva Pharma GmbH als Zulassungsinhaber stuft gegenüber der AMK die berichteten Qualitätsmängel als berechtigt ein und stellt entsprechende Korrektur- und Präventionsmaßnahmen in Aussicht (1). So plant die Firma ab 2025 das Verschlussdesign zu optimieren. Zusätzlich wurden bereits verbesserte Druckbänder getestet, um das Verwischen variabler Daten zu minimieren. In der aktuellen Produktinformation werden Herstellungsstätten in Deutschland, der Slowakei und Tschechien gelistet (2). Ein negativer Einfluss auf die Patientensicherheit könne jedoch aus Sicht der Firma ausgeschlossen werden, da rein symptomatische Anwendungsgebiete vorlägen (3). Die AMK kritisiert diese Einschätzung. Für die betroffenen Patienten führt das genannte Fehlerbild zusammen mit einer versetzten Tropferöffnung zu Schwierigkeiten beim Öffnen der Flasche, was die Dosierbarkeit einschränkt. Im zeitlichen Zusammenhang mit dem Qualitätsmangel wurden in 89 Fällen gesundheitliche Folgen für Patienten gemeldet, wie eine verzögerte Schmerztherapie, eine verminderte Wirksamkeit bzw. unzureichende Schmerzlinderung durch Dosierungsschwierigkeiten. In einem Fall erlitt ein Patient eine Schnittverletzung an der Hand, da die Flasche mit erheblichem Kraftaufwand geöffnet werden musste. Dosierungsungenauigkeiten und Unterbrechungen der Schmerztherapie stellen somit ein ernstes Risiko für Patienten dar. Die AMK beauftragte ergänzend das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker e. V. (ZL) mit der Prüfung betroffener Muster hinsichtlich des Gehalts, der Dosierung sowie der Gleichförmigkeit der Dosierung von Tropfen zum Einnehmen gemäß Ph. Eur. Monographie. Die Analyse bestätigte den Wirkstoffgehalt der Muster und eine ausreichende Tropfgeschwindigkeit. Die Gleichförmigkeit der Dosierung wird bei neun von dreizehn 100-ml-Flaschen jedoch nicht erfüllt (4). Im Juli 2024 veröffentlichte die AMK zunächst ein Informationsschreiben der Firma (5), worin mögliche Ursachen für das Auslaufen der Wirkstofflösung genannt werden. Als Risikoabwehrmaßnahme empfahl die Firma zudem Apotheken – ohne Angabe einer zeitlichen Befristung – alle betroffenen Flaschen vor Abgabe an Patienten visuell auf Kristallisationen am Flaschenhals zu prüfen. Im August 2024 und im Januar 2025 erfolgten Rückrufe ausgewählter Chargen verschiedener Packungsgrößen (6, 7). Ein kontinuierlich hohes Meldeaufkommen an die AMK deutet jedoch darauf hin, dass auch andere Chargen von den Beanstandungen in erheblicher Anzahl betroffen sein könnten. Die AMK bewertet die bislang getroffenen Maßnahmen des Herstellers daher als inkonsistent und unzureichend. Insbesondere die Empfehlung zur Prüfung aller Flaschen vor der Abgabe an Patienten delegiert die Verantwortlichkeit der Firma zur Gewährleistung der ausreichenden pharmazeutischen Qualität an Apotheken. Überdies bedingt diese Prüfung einen entsprechenden Zeitaufwand für das betroffene pharmazeutische Personal, bei gleichzeitig fehlender Konsequenz im Markt (Rückruf aller betroffenen Chargen). Auch erhöht sich so die Gefahr für Unsicherheiten im Versorgungsprozess, da das Vertrauen der Patienten in die Arzneimittel(therapie)sicherheit nachhaltig beeinträchtigt werden kann. Tatsächlich häufen sich nachvollziehbar Beschwerden seitens der Apotheken, die gegenüber der AMK ein unzureichendes Verantwortungsbewusstsein des Herstellers monieren. In der Zusammenschau der bisherigen Ereignisse zum Sachverhalt appelliert die AMK daher eindringlich an die verantwortlichen Stellen, die mit dem Qualitätsmangel einhergehenden gesundheitlichen Risiken für Patienten ernst zu nehmen und zügig effektive Risikoabwehrmaßnahmen konsequent umzusetzen. Die AMK hinterfragt zudem den Bedarf zur fortgesetzten Marktfreigabe der Tropfen zum Einnehmen trotz bestehender Qualitätsmängel eines einzigen betroffenen Herstellers. Alternative Darreichungsformen wie Tabletten oder Zäpfchen könnten patientenindividuell in Erwägung gezogen werden, um eine bedarfsgerechte und sichere Versorgung zu gewährleisten. Abschließend bittet die AMK Apothekerinnen und Apotheker darum, im Patientengespräch aktiv Nebenwirkungen und gesundheitliche Beeinträchtigungen, z. B. aufgrund von Therapieunterbrechungen, zu erfragen und konsequent unter www.arzneimittelkommission.de zu melden. Auch wird in diesem Zusammenhang an die bestehende Meldeverpflichtung gemäß § 21 Abs. 3 Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) erinnert, wonach herstellerbedingte Qualitätsmängel umgehend der örtlichen Überwachungsbehörde der Apotheke zu melden sind. Die AMK dankt allen Apotheken für ihren bisherigen Einsatz und ihre Mithilfe, mit Beratung und aktiver Pharmakovigilanz Risiken zu minimieren. / Quellen 1) Zentiva Pharma GmbH an AMK (E-Mail-Korrespondenz); Abschlussbericht zu Ihrer Reklamation […]. (24. Oktober 2024) 2) Zentiva Pharma GmbH; Gebrauchsinformation Metamizol Zentiva 500 mg/ml und Novaminsulfon 500 mg Lichtenstein Tropfen zum Einnehmen, Lösung, Stand: März 2023. 3) Zentiva Pharma GmbH an AMK (E-Mail-Korrespondenz); Abschlussbericht […] zu Qualitätsdefekten […]. (11. Juni 2024) 4) Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker e.V. an AMK (E-Mail-Korrespondenz); Untersuchungsergebnisse zu Metamizol-Na Tropfen. (22. August 2024) 5) AMK; Informationsschreiben zu Novaminsulfon (Metamizol) 500 mg/ml Lichtenstein und Metamizol Zentiva 500 mg/ml, Tropfen zum Einnehmen: Kristallisation der Lösung am Flaschenhals. Pharm. Ztg. 2024;169(30):78. 6) AMK; Chargenrückruf: Metamizol Zentiva 500 mg/ml, 50 und 100 ml Tropfen zum Einnehmen, Novaminsulfon 500 mg Lichtenstein, 100 ml Tropfen zum Einnehmen. Pharm. Ztg. 2024;169(33):65. 7) AMK; Chargenrückruf: Metamizol Zentiva 500 mg/ml, 20 und 100 ml Tropfen zum Einnehmen, Novaminsulfon 500 mg Lichtenstein, 20, 50 und 100 ml Tropfen zum Einnehmen. Pharm. Ztg. 2025;170(1-2):98.