AMK / Die Zulassungsinhaber Fluorchinolon-haltiger Antibiotika
erinnern in Abstimmung mit der EMA und dem BfArM mittels Rote-Hand-Brief
an die Einhaltung der bestehenden Beschränkungen bei deren systemischer
und inhalativer Anwendung. In Deutschland auf dem Markt befindliche
Fluorchinolone sind Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin,
Norfloxacin und Ofloxacin.
Eine aktuelle Studie, die auf einer
Analyse der Verschreibungsraten für Fluorchinolone in sechs europäischen
Gesundheitsdatenbanken aus Belgien, Deutschland, Frankreich, den
Niederlanden, Spanien und dem Vereinigten Königreich basiert, legt nahe,
dass Fluorchinolone möglicherweise weiterhin außerhalb der empfohlenen
Anwendungsgebiete verschrieben werden.
Systemisch und inhalativ
angewendete Fluorchinolone sind mit die Lebensqualität
beeinträchtigenden, langanhaltenden und möglicherweise irreversiblen
Nebenwirkungen assoziiert, die hauptsächlich den Bewegungsapparat und
das Nervensystem betreffen (siehe Pharm. Ztg. 2019, Nr. 15, Seite 110).
Die betroffenen Arzneimittel sollten nur für die zugelassenen
Indikationen und nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung für den
einzelnen Patienten verschrieben werden.
Systemisch und inhalativ angewendete Fluorchinolone sollten demnach nicht verschrieben werden:
- für Patienten, die zuvor schwerwiegende Nebenwirkungen mit einem Chinolon- oder Fluorchinolon-Antibiotikum hatten;
- bei nicht schweren oder selbstlimitierenden Infektionen (zum Beispiel Pharyngitis, Tonsillitis und akuter Bronchitis);
- bei
leichten bis mittelschweren Infektionen (einschließlich unkomplizierter
Zystitis, akuter Exazerbation einer chronischen Bronchitis und
chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), akuter bakterieller
Rhinosinusitis und akuter Otitis media), es sei denn, andere
Antibiotika, die üblicherweise für diese Infektionen empfohlen werden,
werden als ungeeignet erachtet;
- bei nichtbakteriellen Infektionen (zum Beispiel nichtbakterielle (chronische) Prostatitis);
- zur Prävention von Reisediarrhoe oder rezidivierenden Infektionen der unteren Harnwege.
Patienten
sollten über die Risiken von potenziell langanhaltenden und
schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgeklärt werden. Bei ersten Anzeichen,
wie Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und peripheren Neuropathien, sollen
sich Patienten an ihren Arzt wenden, bevor die Therapie mit
Fluorchinolonen fortgesetzt wird.
Besondere Vorsicht ist bei
Patienten geboten, die gleichzeitig mit Kortikosteroiden behandelt
werden sowie bei älteren Patienten, bei Patienten mit eingeschränkter
Nierenfunktion und Patienten mit Organtransplantaten, da das Risiko
einer Fluorchinolon-induzierten Tendinitis und Sehnenruptur erhöht sein
kann.
Weitere Informationen können dem Rote-Hand-Brief
entnommen werden. Die Produktinformationen von Fluorchinolonen wurden
zudem 2018 und 2020 aktualisiert, um die Risiken für Aortenaneurysmen
und -dissektionen sowie Herzklappenregurgitation/-insuffizienz
aufzunehmen (siehe Pharm. Ztg. 2020, Nr. 44, Seite 86).
Die AMK
bittet Apothekerinnen und Apotheker, betroffene Patienten angemessen zu
informieren und Arzneimittelrisiken im Zusammenhang mit der Anwendung
von Fluorchinolon-haltigen Arzneimitteln unter
www.arzneimittelkommission.de zu melden. /
Quellen
BfArM;
Rote-Hand-Brief zu systemisch und inhalativ angewendeten
fluorchinolonhaltigen Antibiotika: Erinnerung an die
Anwendungsbeschränkungen. www.bfarm.de → Arzneimittel → Pharmakovigilanz
→ Risikoinformationen → Rote-Hand-Briefe und Informationsbriefe
(Zugriff am 7. Juni 2023)