AMK / Mittels Rote-Hand-Brief informieren die Zulassungsinhaber
Brivudin-haltiger Arzneimittel in Abstimmung mit der EMA sowie dem BfArM
über weitere Maßnahmen zur Vermeidung von Todesfällen aufgrund der
bekannten Wechselwirkung zwischen Brivudin und Fluoropyrimidinen (1).
Das Nukleosid-Analogon Brivudin, das die Virusreplikation durch den
Einbau falscher Bausteine hemmt, ist indiziert zur frühzeitigen
Behandlung des akuten Herpes Zoster bei immunkompetenten Erwachsenen.
Als potenziell tödliche Wechselwirkung ist bekannt, dass das
Virustatikum über seinen Hauptmetaboliten das Enzym
Dihydropyrimidindehydrogenase (DPD) irreversibel hemmt und dadurch den
Abbau von Fluoropyrimidinen hemmt. Dadurch kommt es zu einer
Anreicherung dieser Wirkstoffe im Blut. Zu den klassischen Symptomen
dieser Wechselwirkung zählen Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Mukositis,
Knochenmark- und Blutbildschäden; zum Teil kann diese innerhalb weniger
Tage zum Tode führen. Zuletzt informierte die AMK im Jahr 2012 über die
Wechselwirkung (2).
Im aktuellen Rote-Hand-Brief wird u. a.
daran erinnert, dass die Anwendung von Brivudin-haltigen Arzneimitteln
kurz vor, während und innerhalb von vier Wochen nach der Anwendung von
Fluoropyrimidinen (das antineoplastisch wirksame Fluorouracil und seine
Prodrugs Capecitabin und Tegafur sowie das Antimykotikum Flucytosin)
kontraindiziert ist.
Um deutlicher als bisher auf die bekannte
Wechselwirkung hinzuweisen, werden nun die jeweiligen Fach- und
Gebrauchsinformationen sowie die Umkartons Brivudin-haltiger
Arzneimittel überarbeitet. Zudem wird zukünftig jeder Packung eine neue
Patientenkarte beiliegen, die Patienten bis mindestens vier Wochen nach
dem Therapieende mit Brivudin bei jedem Arzttermin und Apothekenbesuch
vorzeigen sollen. Laut Aussage eines betroffenen Zulassungsinhabers kann
mit der Umsetzung voraussichtlich Ende des Jahres gerechnet werden (3).
Dem postalisch versandten Rote-Hand-Brief soll ein Dokument mit dem
Inhalt der Patientenkarte beiliegen.
Weitere Informationen können dem Rote-Hand-Brief entnommen werden.
Die AMK bittet ApothekerInnen, Patienten bei Abgabe Brivudin-haltiger
Arzneimittel angemessen zum Risiko zu informieren. Verdachtsfälle zu
Nebenwirkungen unter der Anwendung von Brivudin-haltigen Arzneimitteln,
inklusive solcher aufgrund von Wechselwirkungen, sind bitte unter
www.arzneimittelkommission.de zu melden. /
Quellen
1) BfArM an AMK (E-Mail-Korrespondenz); Rote-Hand-Brief Brivudin, T:12.05.2020. (23. April 2020)
2) AMK; Rote-Hand Brief zu potenziell tödlichen Wechselwirkungen
zwischen Zostex® und 5-Fluoropyrmidinen. Pharm. Ztg. 2012, (157) 36:99
3) Aristo Pharma an AMK (Korrespondenz); Rote-Hand-Brief Brivudin und Patientenkarte. (7. Mai 2020)