Der AMK liegen mehrere Berichte vor, in denen Risiken bei der
Vorbereitung und Applikation von Trexject® (Methotrexat, MTX),
Injektionslösung in einer Fertigspritze, gemeldet wurden.
MTX
hemmt die Bildung von Folsäure, welche bei der Purin-Synthese und somit
bei der Zellnachbildung benötigt wird. Niedrig dosiert wirkt MTX
immunsuppressiv und entzündungshemmend. Trexject® wird einmal
wöchentlich injiziert. Es ist bei Autoimmunerkrankungen indiziert, unter
anderem zur Behandlung schwerer, aktiver rheumatoider Arthritis, bei
polyarthritischen Formen der schweren, aktiven juvenilen idiopathischen
Arthritis sowie bei leichtem bis mittelschwerem Morbus Crohn.
Die AMK überblickt seit April 2018 insgesamt 19 Meldungen zu
Arzneimittelrisiken im Zusammenhang mit der Anwendung von Trexject®. In
zehn Meldungen berichteten ApothekerInnen folgende Sachverhalte:
- Patienten hatten Probleme die beiliegende Kanüle auf die vorgefüllte Spritze aufzuschrauben.
Relevant war dies zum einen bei Rheumatikern mit eingeschränkter
Fingerbeweglichkeit sowie bei Patienten, die vormals eine
applikationsfertige Spritze benutzten, oder es gewohnt waren die Kanülen
auf die Spritze aufzustecken. Erschwerend kommt hinzu, dass
die Gebrauchsinformation von Trexject® weder eine bebilderte noch eine
schriftliche Anleitung zur Vorbereitung und Injektion der Spritze
enthält. Aufgrund von missglückten Vorbereitungen konnten erfahrene
Patienten ihr Arzneimittel nicht oder nur mit Einschränkungen anwenden;
es kam zudem zu Stichverletzungen und Kontamination der Haut oder der
Umgebung mit MTX.
- Im Vergleich zu anderen MTX-Fertigspritzen
weist Trexject® ein größeres Injektionsvolumen auf. Ein Patient, der
vormals ein Präparat mit einer MTX-Konzentration von 50 mg/ml angewandt
hatte, musste nach dem Wechsel auf Trexject® anstelle von 0,4 ml
(entsprechend 20 mg MTX) nun 2 ml Lösung injizieren (Konzentration der
Trexject®-Injektionslösung: 10 mg/ml).
- Die Gebrauchsinformation
weist darauf hin, dass Trexject® „von einem Arzt oder Pflegepersonal
oder unter deren Aufsicht verabreicht“ werden solle. Diese Formulierung
verunsicherte Patienten, die vormals MTX-Spritzen angewandt hatten,
deren Gebrauchsinformation eine Anwendung durch den Patienten nach einer
Schulung ausdrücklich erwähnt.
Die berichteten
Probleme führten bei betroffenen Patienten zu Therapieabbrüchen,
Verunsicherungen, Adhärenz-Problemen und Nebenwirkungen wie Schmerzen
bei der Injektion.
Die AMK kritisiert im Zusammenhang mit den
genannten Risiken insbesondere die Bezeichnung „Fertigspritze“ für
Arzneimittel, welche nicht applikationsfertig sind, und erachtet
„vorgefüllte Spritze“ als eine weniger irreführende Bezeichnung.
Zur Minimierung von Injektionsschmerzen empfehlen Studien bei
subkutaner Applikation ein maximales Injektionsvolumen von 1,5 ml
einzuhalten (1).
Der Hersteller teilte der AMK auf Anfrage mit,
dass eine Änderung der Gebrauchsinformation, die bislang keine Anleitung
zur Vorbereitung und Injektion der Spritze enthält, geplant sei (2).
Eine bebilderte Kurzanleitung zur Anwendung der Spritzen ist hier abrufbar.
Die Anwendung von MTX kann mit erheblichen Risiken verbunden sein und
ist durch die Gefahr von versehentlichen, letalen Überdosierungen
aktuell im Fokus (3,4). Aber auch andere Risiken sind zu beachten, da
für eine wirksame (MTX-)Therapie Patienten ihr Arzneimittel sicher und
problemlos anwenden können müssen.
In den an die AMK gemeldeten
Fällen wurde oftmals betont, dass die Risiken erst aufgrund eines
rabattvertragsgemäßen Arzneimittelaustauschs auftraten. Daher empfiehlt
die AMK vor der Erstabgabe von Trexject®-Spritzen zu prüfen, ob
Patienten die Vorbereitung und Applikation umsetzen können. Bei
Hinweisen zu Anwendungsproblemen oder Nebenwirkungen aufgrund einer
Rabattvertragssubstitution sind gegebenenfalls pharmazeutische Bedenken
geltend zu machen.
Arzneimittelrisiken bei der Anwendung von MTX-Fertigspritzen sind bitte unter www.arzneimittelkommission.de. zu melden. /
Quellen
1) Usach I. et al.; Subcutaneous Injection of Drugs: Literature Review
of Factors Influencing Pain Sensation at the Injection Site. Adv Ther.
2019, (36) 11: 2986-2996.
2) Medac GmbH an AMK (E-Mail-Korrespondenz); Trexject Fertigspritzen. (10. Februar 2020)
3) AMK; Informationen der Hersteller: Rote-Hand-Brief zu
Methotrexat-haltigen Arzneimitteln: Maßnahmen zur Vermeidung von
folgenschweren Dosierungsfehlern. Pharm. Ztg. 2019 Nr. 48, Seite 112.
4) AMK; Informationen der Institutionen und Behörden: Methotrexat
(MTX)-haltige Fertigspritzen: BfArM bittet um verstärkte Aufmerksamkeit
bei Verordnung und Austausch. Pharm. Ztg. 2018 Nr. 27, Seite 77.